Schatten der Zeit
Deutschland 2004, Laufzeit: 109 Min.
Regie: Florian Gallenberger
Darsteller: Prashant Narayanan, Tannishtha Chatterjee, Tilotama Shome, Vijay Raz, Soumitra Chatterjee, Irfan Khan, Satya Bandyopadhyay
Großes Kino, große Gefühle.
serenka (1), 12.05.2005
Ein bezaubernd schöner Film, der voll Gelassenheit auf den Lauf zweier Leben blickt und dabei, ohne kitschig zu sein, eine emotionale Stärke erreicht, wie ich sie im deutschen Kino seit langem nicht mehr gesehen habe.
Sehr gut!
Tetischeri (79), 10.05.2005
Der Film ist wundervoll, wenn auch ohne Happyend. Aber das ist im wahren Leben auch nicht anders.
Für mich jetzt schon der Film des Jahres!
Oh Kalkutta!
Colonia (683), 29.04.2005
Das ist bemerkenswert: Ein Deutscher dreht mit einem riesigen, hauptsächlich indischen, Team in "Indiens grausamster Stadt" Kalkutta einen Cinemascope-Film. Es kommen nur indische Schauspieler und einige Laien zum Einsatz und gedreht wird auf Bengali. Florian Gallenberger, der dies bewerkstelligte, hat, wie er neulich bei der Vorpremiere zu "Schatten der Zeit" im Cinedom erzählte, dafür Bengali gelernt und mittlerweile zusammengezählt rund zwei Jahre in Indien verbracht.
Hätte Gallenberger nicht einen Mentor wie Helmut Dietl gehabt, wäre aus dem Großprojekt samt seinen 66 Drehtagen wohl nichts geworden. So aber konnte der junge Regisseur und Drehbuchautor nicht nur einen eigentlich unrealisierbaren Film realisieren, sondern auch noch auf Spitzenprofis wie Jürgen Jürges (Kamera) und Gert Wilden jr. (Musik; der Soundtrack erscheint am 9.5. bei Colosseum) zurückgreifen. Diese haben einen großen Anteil am optisch und akustisch hochwertigen Film.
"Schatten der Zeit" ist ein Film, der die große, die einzige Liebe 109 Minuten lang feiert. Es ist sicher auch ein Film, der indische Verhältnisse realistischer darstellt als indische Produktionen das tun. Die absoluten Tabu-Themen in der indischen Filmindustrie, Prostitution und Kinderarbeit, nehmen einen relativ großen Raum ein. Daneben sind die beiden Kinderdarsteller gar nicht hoch genug zu loben. Wie Gallenberger erzählte, stammt das Mädchen aus einem Slum in Kalkutta und der Junge war ein Ausreißer, der, als er ihn entdeckte, auf der Straße lebte.
Aber seien wir doch mal ehrlich: "Schatten der Zeit" ist ein zutiefst europäischer, wenn nicht gar deutscher, Film in indischer Kulisse. Und wären es keine exotischen Kulissen und exotischen Gesichter, wir würden schreiend aus dem Kino rennen.
Ich wage nun gar nicht zu fragen, wie aus dem wie ein Sklave gehaltenem kleinen Jungen ein gebildeter, Lesen und Schreiben könnender und gar Englisch sprechender junger Mann werden konnte. Überlegungen dieser Art würden viel zu weit führen ... Das ist halt Kino.
www.dieregina.de
Indisch-europäische Koproduktion
otello7788 (554), 28.04.2005
Einen Cinemascope-Spielfilm in Kalkutta gedreht zu haben, nötigt mir zuerst einmal den höchsten Respekt ab. Da ich schon Indien besucht habe, glaube ich, mir ansatzweise ein Bild von den Problemen und der Aufgabe machen zu können.
Florian Gallenberger hat es geschafft, dort einen großen Film zu drehen. Auf Bengali, mit ausschliesslich indischen Darstellern und überwiegend indischem Team. Einen Film, den es aus Indien oder über Indien bisher nicht gegeben hat. Vor Jahren hat es die unselige Verfilmung der "Stadt der Freude" von Roland Joffé gegeben, die vollkommen im Kitsch erstickte und der bewegenden, tiefen Vorlage überhaupt nicht gerecht wurde.
Als kitschig empfand ich diesen Film nicht. Immer wenn es kitschig hätte werden können, löst der Regisseur die Szene intelligent auf. Das war gekonnt.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich es gut oder schlechtheiße, daß der Film trotz allem europäisch in seiner Erzählart geglieben ist. Es macht den Film auf jeden Fall einzigartig und besonders. Ganz gespannt bin ich auf die Reaktion der Inder, wo der Film landesweit im Sommer starten soll. Ein Film, der in Indien, mit Indern und über indische Themen spielt, aber so gar nicht indisch erzählt wird.
Da es sich um ein Melodram handelt, ist ein Aspekt dieses Teiles Indiens leider völlig untergegangen: Die Bengalen sind an Freundlichkeit und Fröhlichkeit kaum zu überbieten. Trotz allen Elends, das einem in Kalkutta begegnet und das wahrhaftig hier gezeigt wird, ist es eine lebendige kraftvolle Stadt; das kulturelle Herz Indiens. Dafür war in dem Film leider kein Platz mehr, aber so manifestiert sich das einseitige Bild der Elendsstadt, die sie "nur" auch ist.
Das wichtigste hat dieser Film auf jeden Fall erreicht: Er war unterhaltsam, spannend und anrührend. Großartig gefilmt mit schöner, sehr passenden Musik unterlegt. Ein Muss für Indienfans, aber auch eine Empfehlung für jeden, der Filme mit Herz mag.
Gratulation!
www.das-positiv.de
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