2017 schickte Robert Thalheim seine Rentneragenten zum ersten Mal als „Kundschafter des Friedens“ auf eine Geheimmission: Der BND bat den einst hochdekorierten DDR-Spion Jochen Falk (Henry Hübchen), den in der ehemaligen Sowjetrepublik Katschekistan entführten zukünftigen Präsidenten zu befreien. Falk nahm den Auftrag unter der Bedingung an, dass seine Kumpels aus alten Zeiten ebenfalls rekrutiert werden. Gemeinsam mit dem Technikfreak Jaecki (Michael Gwisdek), dem Logistiker Locke (Thomas Thieme) und dem auf „Frauen verführen“ spezialisierten Harry (Winfried Glatzeder) löst er den Fall. Nun sind sieben Jahre vergangen und die Kundschafter sind erneut gefragt. Da aber Michael Gwisdek mittlerweile verstorben ist, zaubert das Drehbuch – ganz im Sinne der Diversität – die technikaffine Tamara (Katharina Thalbach) aus dem Hut. Die gehört, wie historische Fake-Aufnahmen belegen, schon lange zu dieser Elitetruppe. So beginnt das neue Abenteuer mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen im klassischen 3:4-Format aus dem Jahre 1972, als die Kundschafter des Friedens ein Attentat auf Fidel Castro bei seinem Staatsbesuch in der DDR verhinderten. Zum Dank schenkte Castro dem Chef der Truppe, Markus Fuchs, die Ernst-Thälmann-Halbinsel auf Kuba. Der Film wechselt nun ins Breitwandformat und in Farbe – und wir befinden uns 50 Jahre später auf der Beerdigung von Markus. Auch Fuchs Tochter Helene (Corinna Harfouch) ist angereist und bittet ihren früheren Geliebten Jochen um Hilfe: Die kubanische Haushälterin ihres Vaters hat ihn nicht nur herumgekriegt, sie zu heiraten, sondern auch das Testament zu ändern, das eigentlich Helene als Erbin vorsah. Nun soll die Halbinsel an einen US-amerikanischen Großkonzern verkauft werden. Jochen, der immer noch in Helene verliebt ist, lässt sich und seine alten Kumpel mit einem All-inclusive-Urlaub nach Kuba locken, um dort den Sozialismus vor dem kapitalistischen Ausverkauf zu retten. Auch in „Kundschafter des Friedens 2“ wirft Robert Thalheim einen wehmütig-nostalgischen Blick auf die Befindlichkeiten zwischen Ost und West, wobei er mit seiner Action-Entschleunigung dem Agentengenre neue Reize abgewinnt. Es ist geradezu rührend zu sehen, wie die Altstars des DDR-Kinos hier zu Hochform auflaufen. Auch, weil das Drehbuch einige überraschende Wendungen für sie bereithält. Man möchte die 007-Rentner am liebsten in den Arm nehmen, wie auch das gesamte Ensemble, das einem einen heiter-melancholischen Kinoabend der Erinnerungen beschert.
Ein großer Geldschein liegt auf dem Gehsteig, unerreichbar, weil zentimetertief im gefrorenen Eis. Dies ist der Beginn einer süffisanten Posse aus dem gefürchteten Winter von Winnipeg. Zwei Schulkinder wollen der Bestrafung durch den Französischlehrer entkommen – es droht die Besenkammer – und suchen die Brille ihres Schulkameraden, der sie irgendwo im knietiefen Pulverschnee verloren hat. Zwischen den Häusern finden sie dann den Geldschein, der schnell der Brille den Rang abläuft. Wie in einer Schnitzeljagd folgen nicht nur die Kinder immer neuen Impulsen und Hinweisen auf ihrer Suche: zunächst nach der Brille, dann nach geeignetem Werkzeug, dann sind sie einem zwielichtigen Gesellen auf der Spur, der es ebenfalls auf den Geldschein abgesehen hat. Auch Regisseur Matthew Rankin lässt sich in „Universal Language“ scheinbar von jeder neuen Plotwendung und Drehbuchidee ablenken – um zu einem herrlich absurden und sehr surrealen Lehrstück zu gelangen, in dem die Kinder den Erwachsenen allemal überlegen sind. Wie in den Filmen von Wes Anderson sind die Kinder die Schlauen, die Erwachsenen dürfen währenddessen liebevoll vor sich hintölpeln oder den sympathischen Schurken spielen; auch die Schnitzeljagd erinnert an Anderson („Grand Budapest Hotel“, 2014), nur in klein und reduziert. Denn die „universelle Sprache“, die von allen verstanden wird, ist die Sprache des Witzes und des Humors, des Absurden, des Komischen und des Surrealen. Damit zündet Rankin trotz aller Bescheidenheit das ganz große Feuerwerk. Kein Wunder, dass sein Film als kanadischer Beitrag ins Rennen um den Oscar geschickt wurde.
Zwei drogenfressende, arbeitslose Jungs rappen vor sich hin, bis der Wechsel zur irischen Sprache ihnen Erfolg verspricht – aber auch Polizei, Politik und irische Separatisten auf den Plan ruft, gegen die sie sich wehren müssen. Das Hip-Hop-Trio „Kneecap“ spielt sich selber, und tatsächlich rappen die drei in der Realität auf Hip-Hop-Beats, Grime-Sound oder Drum ‘n‘ Bass-Tracks auf Irisch. Ob sich ihre Geschichte genauso wie im Film ereignet hat – nun ja, wer weiß? Peppiatt erzählt die Story jedenfalls unglaublich wild und lustig irgendwo zwischen „Trainspotting“ und „Good Vibrations“ mit Verfolgungsjagden, surrealen Drogenexzessen und finsteren Gestalten bis hin zu Michael Fassbender als abgemagertem, untergetauchtem IRAler. Wenn das kein Klassiker wird…
Außerdem neu in den Kinos in und um Wuppertal: die Neuverfilmung „Der Graf von Monte Christo“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière und der Jugendkrimi „Die Drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede.
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