Angela Merkel ist bekannt wie ein bunter Hund. Die deutsche Kanzlerin räumt bei Umfragen in Sachen Bekanntheitsgrad regelmäßig 100 Prozent ab. In ihrer Amtszeit hat die 60-Jährige es seit 2005 geschafft, zu einem der führenden Köpfe in Europa zu werden. Die kennt also wirklich jeder. Aber wie sieht es mit Atifete Jahjaga, Dalia Grybauskaite oder Kolinda Grabar-Kitarovićaus? Alle drei Politikerinnen sind als Präsidentinnen ebenfalls Staatsoberhäupter ihres Landes. Jahjaga im Kosovo, Grybauskaite in Litauen und Grabar-Kitarovićin Kroatien. Sie sind nicht allein: In Europa sind außerdem Erna Solberg (Norwegen), Helle Thorning-Schmidt (Dänemark), Ewa Kopacz (Polen) und Laimdota Straujuma (Lettland) als Ministerpräsidentinnen an der Macht.
Nach Margaret Thatcher hat es also Bewegung gegeben, was die Frauenquote in der europäischen Spitzenpolitik angeht. Thatcher war von 1979 bis 1990 die erste Premierministerin des Vereinigten Königreichs, gleichzeitig die erste und zeitweise einzige Frau der Moderne, die solch eine Führungsposition innehatte. 1981 war Thatcher zudem die erste Ratspräsidentin der Europäischen Union – und das, obwohl sie nicht gerade für ihre EU-freundliche Politik bekannt war.
Heute ist vor allem der Aufstieg von Atifete Jahjaga bemerkenswert. Überraschend wurde die heute 39-Jährige als parteilose Politikerin 2011 vom kosovarischen Parlament zur Staatspräsidentin gewählt. Ihr Aufstieg begann mit einer Karriere als Polizistin. Sie ist zwar verheiratet, hat aber keine Kinder. „Meine Pflichten sind die gleichen wie für einen Mann. Aber ich sehe eine zusätzliche Aufgabe: Frauen zu ermutigen, sich aktiver in der Gesellschaft einzubringen und keine Angst vor Führungspositionen zu haben“, sagte sie in einem Interview mit der Berliner Zeitung. Unterstützung der Bevölkerung wird sie brauchen. Die EU-Integration, der anhaltende Frieden mit den Nachbarländern, die hohe Arbeitslosigkeit und die schwache wirtschaftliche Entwicklung des Kosovo – das sind Probleme, die ihre Landsmänner und –frauen gemeinsam bewältigen müssen. Dabei hilft Jahjaga eine weitere Politikerin: Die 48-jährige Ex-Außenministerin Edita Tahiri ist ihre Stellvertreterin.
Gemessen an einem Bevölkerungsanteil von 52 Prozent ist die Quote der Spitzenpolitikerinnen in der Europäischen Union natürlich immer noch zu gering – aber die Strukturen brechen auf. Das ist auch an der Entwicklung des EU-Parlamentes zu sehen, das 1979 zum ersten Mal gewählt wurde. 84 Prozent der Parlamentarier waren damals Männer. Seitdem ist die Männerquote mit jeder Wahl gesunken. Heute sind bereits 37 Prozent der Abgeordneten weiblich, „nur noch“ 63 Prozent männlich.
Übrigens: Zum ersten Mal durften Frauen in Europa erst 1906 wählen – in Finnland. Das letzte Land, das seinen Bürgerinnen den Gang zur Urne erlaubte, war 1984 Liechtenstein. Das liegt also erst etwas mehr als 30 Jahre zurück.
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Thatcher und ihre Töchter
Dass mehr Frauen in der Politik in irgendeiner Form erstrebenswert wären, erschließt sich mir nicht, zumindest nicht als Selbstzweck. Noch immer hat sich die britische Gesellschaft nicht von der neoliberalen Knechtschaft einer Margaret Thatcher erholt, die Heerscharen von Arbeitern ins Elend stürzte und heute sehen wir, wie eine Ursula von der Leyen mit strenger Miene Werbung für einen wachsenden Militarismus macht. Und was hat uns die schon bald ewige Kanzlerin in bald 12 Jahren Regentschaft gebracht? Nein, ich kann der Frauenquote in der Politik beim besten Willen nichts abgewinnen.
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