Sie sind ein Zusammenschluss von Menschen ohne Konfession aus dem Bergischen: RiBeL, „Religionsfrei im Bergischen Land“, nennt sich die Organisation, die in Wuppertal und Umgebung für die Rechte von konfessionslosen Menschen kämpft. RiBeL fungiert als Klammer um mehrere freigeistige Vereinigungen wie die Freidenker oder den Humanistischen Verband Deutschland (HVD) und umfasst nach eigenen Angaben rund 100 Personen. Laut RiBeL leben in Wuppertal „120.000 Menschen, die mit dem Christentum nichts am Hut haben; mehr als 90.000 sind komplett konfessionsfrei“. Das wäre durchaus eine Basis für solch eine Organisation.
Seit der Gründung im Juni 2014 versucht die Gruppe rund um den Vorsitzenden Jürgen Köster, die Öffentlichkeit und die Politik auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Am 10. November im vergangenen Jahr hat RiBeL Grundsätze verabschiedet, die sich auf den Menschen selbst beziehen. „Wir stehen zu den Erkenntnissen der empirischen Wissenschaft und lehnen Pseudo-Wissenschaft, Mystizismus und jegliche religiöse Deutung der Evolutionsgeschichte ab; sie stehen dafür, ein Leben frei von religiösen Leitgedanken führen zu können“, heißt es darin unter anderem. Das Leben der Menschen, davon gehen die Religionsfreien aus, hänge von Selbstbestimmung ab, und nicht von höheren Wesen.
Für den Alltag bedeutet das, dass sie ihre Weltanschauung auf einem Level mit den religiösen Denkweisen unterstützt sehen wollen. Es solle mehr Einrichtungen geben, in denen Konfessionsfreie sich austauschen können, ähnlich den Gemeindehäusern. Berufsfreiheit für Konfessionslose ist eine weitere Forderung. Kirche solle sich außerdem nicht in den Alltag und die Meinung der Menschen einmischen; Staat bzw. Schule und Kirche sollten getrennt sein. Zur Wahl des Oberbürgermeisters im September befragten die Religionsfreien über den HVD die Kandidaten, ob sie säkulare Anliegen unterstützen würden. RiBeL erinnert außerdem an Freigeister aus der Bergischen Geschichte, wie zum Beispiel an den Geburtstag der Barmerin Alma Kettig Anfang November, die in der Nazizeit Widerstand leistete, in den 60er Jahren Bundestagsmitglied der SPD war und sich für den Humanismus einsetzte.
Ihre Ziele wollen sie auf Basis der Gleichstellung erreichen. Das ist für Konfessionsfreie nicht immer leicht. Wollen atheistische Gruppen zum Beispiel einen Weltanschauungsunterricht an Schulen aufbauen, der vergleichbar mit einem Religionsunterricht ist, ist das nicht so einfach. „Für die Kirchen ist das leichter, weil sie auf gewachsene Strukturen und finanzielle Mittel zurückgreifen können“, sagt Hans-Peter Schulz von RiBeL. Wenn die Religionsfreien Veranstaltungen wie Vorträge oder Podiumsdiskussionen organisieren wollen, müssen sie die Finanzierung jedes Mal neu prüfen. Manchmal springen atheistische Stiftungen als Sponsor ein, manchmal kommt das Geld aus dem Kreis der Mitglieder oder aus Spenden.
Aktiv im Thema
ribelwuppertal.wordpress.com | Religionsfreie im Bergischen Land RiBeL
wuppertalhumanismus.wordpress.com | Ortsgruppe Wuppertal des HVD
glaeserne-waende.de | Report des HVD zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen
sf-hh.org/home | Säkulares Forum Hamburg
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: choices.de/thema und trailer.de/thema
GERECHT STEUERN – Steueroase Deutschland: Wir alle zahlen, aber wer profitiert? Mittelstand, Großkonzerne und die EU – Ist eine steuergerechte Gesellschaft möglich?
(Thema im Januar)
AutorInnen, Infos, Texte, Fotos, Links, Meinungen...
gerne an meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Gottlos
Wie organisieren sich Konfessionslose und was sind ihre Forderungen? – THEMA 12/15 UNGLÄUBIG
„Neben Reli-Unterricht muss es auch Lebenskunde geben“
Erwin Kress über die Gleichberechtigung von Nichtgläubigen – Thema 12/15 Ungläubig
Leben ohne Gott
In den Niederlanden leben mehr Konfessionsfreie als Gläubige – Thema 12/15 Ungläubig
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Wie die AfD stoppen?
Teil 1: Leitartikel – Plädoyer für eine an den Bedürfnissen der Mehrheit orientierte Politik
„Das Gefühl, dass wir den Krisen hinterherjagen“
Teil 1: Interview – Miriam Witz von Mein Grundeinkommen e.V. über Existenzängste und Umverteilung
Gefestigtes Umfeld
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Verein Chance 8 fördert Chancengleichheit für Kinder
Keine Panik!
Teil 2: Leitartikel – Angst als stotternder Motor der Vernunft
„Nicht nur ärztliche, sondern auch politische Entscheidung“
Teil 2: Interview – Psychiater Mazda Adli über Ängste infolge des Klimawandels
Weltweit für Menschenrechte
Teil 2: Lokale Initiativen – Amnesty International in Bochum
Angst über Generationen
Teil 3: Leitartikel – Wie Weltgeschehen und Alltag unsere Sorgen prägen
„Psychische Erkrankungen haben nichts mit Zusammenreißen zu tun“
Teil 3: Interview – Psychologe Jens Plag über Angststörungen
Sorgen und Erfahrungen teilen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Kölner Verein Rat und Tat unterstützt Angehörige von psychisch kranken Menschen
Soziale Bakterien
Den Ursprüngen sozialer Phobien auf der Spur – Europa-Vorbild: Irland
Im Sturm der Ignoranz
Eine Geschichte mit tödlichem Ausgang – Glosse
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Ist Schönheit egal?
Teil 1: Leitartikel – Zwischen Body Positivity und Body Neutrality
„Schönheit ist ein zutiefst politisches Thema“
Teil 1: Interview – Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner über Schönheitsdruck
Im eigenen Körper durchs Leben
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Filmreihe „Body Positivity“ vom Medienprojekt Wuppertal
Im Namen der Schönheit
Teil 2: Leitartikel – Über körperliche Wunschbilder und fragwürdige Operationen
„Ausstrahlung ist mehr als die äußere Erscheinung“
Teil 2: Interview – Psychoanalytikerin Ada Borkenhagen über Schönheitsoperationen
Damit eine grausame Tradition endet
Teil 2: Lokale Initiativen – Düsseldorf: Verein stop mutilation gegen weibliche Genitalbeschneidung
11 Millionen Eitelkeiten
Teil 3: Leitartikel – Fitnessstudios: zwischen Gesundheitstempeln, Muckibuden, Selbstverliebtheiten und Selbstgeißelung?
„Sport wird instrumentalisiert, um positive Emotionen zu empfinden“
Teil 3: Interview – Sportpsychologin Jana Strahler über Sportsucht
Leistung ist nicht alles
Teil 3: Lokale Initiativen – Initiative an der Deutschen Sporthochschule fördert psychische Gesundheit