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Foto: Irma Flesch

Ganz schön aufregend

29. Juni 2012

Ein Besuch in der evangelischen Kindertagesstätte Wuppertal-Elberfeld – Thema 07/12 Kindergartenstreit

Es ist 14.30 Uhr. Viele der Kinder werden abgeholt. Draußen donnert es. An diesem warmen Sommertag schickt das nahende Gewitter seine ersten Vorboten. In der Kindertagesstätte ist deshalb die Aufregung groß. „Ich finde meine Jacke nicht. Habe ich eine Regenjacke hier?“, fragt einer der Knirpse. Er hat, bestätigt ihm Leiterin Claudia Weishaupt. Holen muss er sie aber ganz alleine.

Die 3- bis 6-jährigen Kinder bleiben in der Regel bis zum Mittag in der Einrichtung, einige auch bis zum späten Nachmittag. Zwischendurch gibt es ein Mittagessen. Die Kinder entscheiden selbst, wie sie ihren Tag gestalten wollen. Sie kaufen im Kaufmannsladen ein, errichten im Bau-Raum riesige Hochhäuser oder malen kleine Kunstwerke im Atelier. Im täglichen Stuhlkreis erzählen sie, was sie den Tag über erlebt haben, was zu Hause passiert ist oder was sie sich wünschen. Um elf Uhr geht es raus in den Hof und bei schönem Wetter auch mal in den Wald. Die Erzieherinnen fördern gezielt die Interessen der Kinder. Denn wenn es Spaß macht, lernt es sich gleich viel einfacher. Ein geordneter Tagesablauf ist dabei sehr wichtig. „Kinder brauchen feste Regeln und Rituale, um eine Struktur zu haben“, erklärt Claudia Weishaupt.

Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und ein friedfertiges Miteinander sind die erzieherischen Grundwerte der Tageseinrichtung. Die Erwachsenen geben kaum etwas vor, sodass der kindlichen Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind. Das macht die Erzieherinnen aber noch lange nicht arbeitslos. Vielmehr moderieren sie den Prozess, gehen auf die Bedürfnisse der Kinder ein, suchen mit ihnen gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten.

Manchmal stoßen die Kleinen aber auch an ihre Grenzen. Vor einiger Zeit hat ein Kind eine tote Maus entdeckt. Das hat die Kinder so sehr beschäftigt, dass sie die Erzieherin die ganze Zeit mit Fragen löcherten. Man erklärte ihnen, dass der Tod endgültig sei und dass die Maus nicht mehr zurückkehrt. Die Knirpse haben dann einen Grabstein gebastelt, die Pfarrerin hielt einen Gottesdienst. „Wir haben uns auf verständliche, spielerische Weise mit dem Thema auseinandergesetzt“, sagt Claudia Weishaupt. Sie brauchen einen Erwachsenen, der ihnen die Prozesse erklärt. Noch heute sprechen sie oft über die tote Maus.

Die Kinder singen und musizieren, auch Religion spielt in der Tageseinrichtung eine Rolle. Einmal im Monat gibt es einen Gottesdienst, einmal im Jahr die Bibelwoche. Darüber hinaus wird jedes christliche Fest im Jahresrhythmus gefeiert. Die angehenden Grundschulkinder werden besonders gefördert. Die sogenannten Königskinder besuchen den Zoo oder die Feuerwehr. Das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln erhöht die Verkehrskompetenz und ist obendrein ganz schön aufregend. Ähnlich wie eine tote Maus oder ein Gewitter. Apropos Gewitter: Ein blondes Mädchen hat die Lösung für das Wetter-Problem bereits gefunden. Es klappt seinen regenbogenfarbigen Regenschirm auf und sagt: „Mit dem mache ich das Gewitter jetzt weg.“

Anke Elisabeth Schoen

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