Nein, eigentlich sehen sie ganz normal aus. Sie fallen nicht vom Fleisch, und anämisch bleich kommen sie auch nicht daher. Sie fragen auch nicht, was man als letztes gegessen hat, nur um dann mahnend den Zeigefinger zu heben, wenn die Antwort tierische Produkte enthält. Kurzum: Vorurteile treffen auf die Teilnehmer des veganen Stammtischs im Café Ada nicht wirklich zu. „Natürlich freuen wir uns, wenn sich jeder Mensch Gedanken darüber macht, dass er ein Leben beendet, wenn er Fleisch isst. Aber bekehren wollen wir nicht“, sagt Steffi Torney. Die 31-Jährige ist eine der Organisatoren des Stammtischs.
Seit Juni 2013, also seit zwei Jahren, treffen sich Veganer und solche, die es vielleicht werden wollen, jeden ersten Montag im Monat im Café Ada. Die Idee entstand gemeinsam mit der Initiative Aktiv für Tierrechte Wuppertal (ATW), und der Koch des Café-Restaurants an der Wiesenstraße hatte Lust, mitzumachen. Auch auf der regulären Karte gibt es bereits eine Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten. Zu jedem Veganen Stammtisch stellt die Küche allerdings auch eine eigene Karte zusammen. Zum letzten Stammtisch Anfang Juni gab es zum Beispiel das orientalische Kichererbsenmus Hummus, Spaghetti in Sojacremesoße oder den türkischen Gemüsesalat Ezme.
Das lockt an: Manchmal sind es bis zu 50 Menschen, die auf den Konsum von Fleisch verzichten, und sich im Ada blicken lassen. Oder es sind Leute, die sich darüber erkundigen wollen. „Es muss nicht jeder Veganer sein, der vorbeikommen will“, sagt Steffi Torney. Und die Gesamtzahl der Besucher steigt, auch wenn nicht jedes Mal die gleichen Leute dabei sind. Das liegt laut Achim Goldschmidt, der selbst Stammgast ist, auch daran, „dass es in Wuppertal in den letzten zwei Jahren ein stark verbessertes Angebot für vegane Küche gibt“. Viele Restaurantbesitzer sagten nicht nur, dass es sich um einen Trend handele, sondern wirkten aktiv daran mit, dass sich die Szene festigt.
Die Gründe, vorbeizuschauen, seien bei vielen Besuchern unterschiedlich. Steffi Torney zum Beispiel geht es nicht nur ums Essen, sondern vor allem um den Tierschutz. „Wir tauschen uns zum Thema Tierrechte aus, planen und berichten von Aktionen“, sagt sie. Vielen geht es um das Bewusstsein, dass das, was er gerade auf dem Teller liegen hat, vorher ein Lebewesen war – und sie deshalb auf Fleisch verzichten. Andere Teilnehmer sind aus medizinischen Gründen Veganer geworden. Ärzte haben ihnen vom Fleischkonsum abgeraten. Die Gesundheit steht auch bei denen im Mittelpunkt, die sich ohne tierische Produkte im Essen einfach besser fühlen. Für Achim Goldschmidt gibt es gleich mehrere Gründe: „Erstmal ist es natürlich das gute Essen. Es gibt hier aber auch die Möglichkeit, zu netzwerken und sich über das vegane Leben zu informieren. Und es ist sehr gesellig bei uns“, sagt er.
Mehr Infos zum Café Ada: www.cafeada.de/sites/programm.php
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