Wenn Merkel mit dem kleinen wie jungen französischen Präsidenten kuschelt, das ist schon süß. Kölns Bürgermeisterin Henriette Reker suchte sich jetzt auch ein solches französisches Bürschchen, ein älteres fürwahr: Sie ging mit dem historischen Köln-Franzosen Jacques Offenbach auf Schmusekurs. Dessen Geburtstag, der 200ste im kommenden Sommer, soll in Köln ein ganz neues Bewusstsein für den Ausreißer und Musikgenie erwecken. Denn im alltäglichen Kulturleben der Rheinmetropole lodert das Engagement für den berühmten Bürger auf Sparflamme. Nur als Adresse des Opernhauses am Offenbach-Platz fällt der Name des Komponisten – für Jahre noch ein Ort anhaltender Trauer und Ungewissheit.
Viele Städte feiern ihre Söhne und Zugereisten, obwohl sie diese späterhin unsterblichen Musiker nicht gut behandelt haben. Das gilt für Hamburg und Brahms (kein Amt für den Musiker), oder für Düsseldorf und Brahms-Entdecker Schumann (der hier sogar in den Rhein sprang), bestimmt aber für die Mozartstadt Salzburg. Aus der Heimat vertrieb der höfische Oberküchenmeister Graf Arco den aufmüpfigen Genius Amadeus mit einem legendären Tritt in den Allerwertesten.
Jacques Offenbach passt in unsere unruhige Zeit, gefeiert als „Wanderer zwischen den Welten“, aber keine wollte ihn wirklich haben: nicht als Juden, als Deutschen in Paris, als Franzosen in Deutschland. Nur seine Musik klingt über alle Grenzen und erfreut alle Nationen. Unsterblich wurde nur sein Cancan aus der Operette „Orpheus in der Unterwelt“, ein Klingelton-Hit, und die „Barcarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“ – ein weiterer heute weitgehend unbekannter Musiker, den Offenbach als romantischen Schreiber E.T.A. Hoffmann ehrte.
Die Kölner Offenbach-Gesellschaft e.V., ein zartes Baby Baujahr 2015 (Alter: drei Jahre), versucht in 2019 alle in der Stadt vorhandenen Kräfte zu bündeln und eine riesige Offenbach-Show auf zahlreichen Bühnen, Plätzen, Kirchen und sogar in Schulen aufzuziehen. Darunter wird mancher ungehobene Schatz aus dem gewaltigen Œuvre des Vielschreibers Jacob, der erste Weisungen von einem Kölner Karnevalsmusiker erhielt und dessen Bühnenwerke – gut gemacht – wahnsinnig komisch sein können, aufgespürt und aufgeführt. Der Internetauftritt der Macher lässt keine Wünsche offen – Termine satt im Offenbach-Jahr.
Jacques Offenbach Jahr 2019 | www.yeswecancan.koeln
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