Selten trifft der Kammermusikfreund auf so exzellent vorbereitete und oft exklusiv dargebotene Programme wie in der Kölner Reihe „Im Zentrum Lied“. Seit der Schließung des Konzertsaals im Belgischen Haus suchen die Veranstalter ein neues Zuhause, der jetzt genutzte Saal in der Fritz Thyssen Stiftung in Neumarkt-Nähe kann atmosphärisch und akustisch leider nicht mithalten – aber schön, dass die Liederabende nicht eingestellt wurden.
Zum Thema „Auf der Suche nach der Rose“ hat das Liedduo Pia Salome Bohnert/Linda Leine (Klavier) Blumenlieder zu einem kräftigen Strauß gebunden, Lieder aus vielen Jahrhunderten und verschiedenen Genres.
Die Sopranistin Pia Salome Bohnert hat erst im letzten Jahr ihr Konzertexamen abgelegt, was in künstlerischen Berufen nicht viel besagt – meist trug die Studienzeit bereits mit Produktionen, Konzerten, Wettbewerben und Meisterkursen zum künstlerischen Reifungsprozess bei. Auch in diesem Falle flankieren diverse Platzierungen in Wettbewerben und Kurse bei Legenden wie Brigitte Fassbender oder Norman Shetler die Ausbildung. Natürlich agiert die junge Sängerin auf Opernbühne und im Konzertsaal. Die kleinste Form verlangt aber die größte Kunst: der Liederabend.
Die Rose als Gegenstand der Dichtung öffnet ein gigantisches Zeitfenster und ein internationales Parkett. In England vertonte Henry Purcell bereits im 17. Jahrhundert sein „Sweeter than Roses“. Schubert, Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauss ließen Blumen besingen, später George Crumb in Versen von Walt Whitman. Die tolerante Breite der Programme macht auch nicht vor Edith Piafs „La Vie en rose“ halt, neben französischen Beiträgen von Satie und Messiaen Lebensphilosophie aus dem Hinterhof.
Literarischen Zugewinn verspricht regelmäßig die Beteiligung des Schauspielers Andreas Durban, der sich durch Texte und Rezitationen einbringt. Als Dozent für Arien- und Liedgestaltung an der Kölner Musikhochschule erforscht er seit mehr als zwei Jahrzehnte mit seinen Studenten die Rolle des Liedinterpreten: Wer bin ich, wenn ich ein Lied singe? Die Antwort ist dabei nicht so leicht wie in der Oper, wo ja im Normalfall eine Rolle einer Person zugeordnet ist. Beim Lied sucht der Sänger seine eigene Position wohl im Subtext der Dichtung – Durban hat ein zusätzliches Studium der Psychologie angehängt, um diese kriminalistische Frage besser lösen zu können.
Konzert 3: „Auf der Suche nach der Rose“ | Mi 6.2. 19.30 Uhr | Fritz Thyssen Stiftung | www.imzentrumlied.de
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