Sie gilt längst als die Grande Dame der Klaviermusik. Anfangs stand sie mehr in der zweiten Reihe, was ihren Bekanntheitsgrad betrifft. Denn Elisabeth Leonskaja, 1945 in Tiflis, Georgien, geboren, stand zunächst Ende der 1960er im Schatten ihres Ehemanns Oleg Kagan, bis die kurze Ehe mit dem russischen Geigenvirtuosen geschieden wurde. Dann begleitete und betreute sie viele Jahre ihren Förderer Svjatoslav Richter. Sie war einfach die Leonskaja, die zwar immer mit dabei war, doch nicht in den Vordergrund trat. Auch hatte sie es in ihrer Heimat als Tochter einer jüdischen Mutter nicht leicht. Doch als die Pianistin 1978 für ein Konzert in Wien ein Transitvisum bekam und in der Hauptstadt Österreichs blieb, ging es steil aufwärts. Leonskaja eroberte weltweit die großen Konzertsäle, legendär sind manche ihrer Alben. 2006 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse für besondere Verdienste um die Kultur des Landes verliehen, die höchste Auszeichnung des Landes. In Georgien wurde sie 2016 zur Priesterin der Kunst ernannt, dort ebenfalls die höchste Auszeichnung für einen Künstler. 2020 erhielt sie den International Classical Music Award (ICMA) für ihr Lebenswerk.
Nun kommt Leonskaja, die für ihre äußerst hohe Anschlagskultur bekannt ist, am 2. Juni für die diesjährige Ausgabe des Klavier-Festivals Ruhr in den Wuppertaler Nachbarort Gevelsberg. Sie bringt Klavierliteratur dreier Komponisten mit in das Zentrum für Kirche und Kultur. Anfangs stellt sie Alban Bergs Klaviersonate vor. Sein einsätziges Opus 1 entstand, als er ab 1904 Schüler Arnold Schönbergs war, und wurde 1910 veröffentlicht. Sein Lehrer scheint stolz auf dieses Gesellenstück gewesen zu sein. Es reizt die Tonalität voll aus und geht an einigen Stellen sogar darüber hinaus. Die Musiksprache ist bereits ausgereift. Dann spielt sie von Johannes Brahms die zweite seiner drei Klaviersonaten in fis-Moll. Sie entstand in seiner frühen Schaffensphase. Es ist ein schwungvolles Opus 2, das traditionelle Formkonzepte der Sonate mit Entwicklungen der Romantik verbindet und bereits eine individuelle Handschrift des Komponisten erkennen lässt. Zum Schluss präsentiert sie mit der Klaviersonate in G-Dur (D 894) ein Spätwerk Franz Schuberts. Sie wurde später von Robert Schumann als die „in Form und Konzeption vollkommenste“ aller Schubert-Sonaten beschrieben.
Elisabeth Leonskaja | Mo 2.6. 20 Uhr | Zentrum für Kirche und Kultur, Gevelsberg | www.klavierfestival.de
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