Unangenehmen Dieselgeruch muss hier kein Fahrgast befürchten: Wer mit der Linie 683 von und bis Solingen-Burg unterwegs ist, hat sich für die einzige der insgesamt sechs elektrisch betriebenen Verbindungsrouten im öffentlichen Personennahverkehr von Solingen entschieden, die einen kleinen Schlenker über die Stadtgrenzen einlegt - und bis zur derzeitigen Endhaltestelle Rubensstraße im Stadtteilzentrum von Wuppertal-Vohwinkel führt.
Der gerade bei Pendlern beliebte und durchgehende Transport mit Zwischenstopp in Gräfrath erfolgt in einem der insgesamt rund 50 umweltfreundlichen Oberleitungsbusse der Klingenstadt. Dieser so genannte „O-Bus“ mit einer Wagenlänge von 18 Metern vertraut auf eine elektrische Antriebsausrüstung mit dem modular aufgebauten Stromabnehmersystem OSA 500 der Düsseldorfer Firma Vossloh Kiepe. Zwei installierte Motoren treiben dabei zwei der insgesamt drei Achsen an und machen neben einer starken Beschleunigung vor allem eine Höchstgeschwindigkeit von rund 50 km/h möglich, wobei eine sichere Bremsung ebenfalls gewährleistet ist.
Die Verlängerung zum Bahnhof Vohwinkel kam aufgrund von Finanzierungsproblemen bislang nicht zustande
Da die benötige Traktionstechnik komplett auf das Dach montiert wurde, lässt sich der Passagierraum vollständig niederflurig ausführen - ein klarer Zeitvorteil und Zusatzkomfort beim Ein- und Aussteigen auch mit Kinderwagen oder Rollstühlen. Apropos „Verkehrsaufkommen“: Seit November 2009 bedient die Station „Burger Bahnhof“ mehr oder minder diskret auch die große Erotikdiscothek „Beverly 2000“ in Burgnähe.
Betrieben von den Stadtwerken Solingen, verfügt das im Volksmund liebevoll „Stangentaxi“ genannte Fortbewegungsmittel bei einer Leitungslänge von rund 98 Gesamtkilometern über das größte O-Bus-Netz in Deutschland. Seit 2009 kommen nur noch Gelenktrolleybusse der mittlerweile vierten Generation der Schweizer Firma Hess zum Einsatz, die auch den Fahrer angenehm unterstützen: Das Auf- und Abdrahten der Stromabnehmerstangen an die Oberleitung geschieht bequem vom Fahrerplatz aus und selbstverständlich ganz automatisch.
Wenn die Stadtkassen in Wuppertal nicht von gähnender Leere geprägt wären, hätte sich übrigens mittlerweile die Hoffnung vieler Stammgäste der Linie 683 längst erfüllt. Denn die seit Jahren angepeilte Verlängerung zur 100 Meter entfernten Schwebebahn-Station beziehungsweise zum 800 Meter entfernten Bahnhof Vohwinkel wurde zwar von der Deutschen Bahn genehmigt, kam aber aufgrund von Finanzierungsproblemen bislang nicht zustande. Seit einigen Monaten herrscht in dem leidigen Thema allerdings wieder Bewegung. So haben die Verantwortlichen das Projekt der O-Bus-Erweiterung als offizielle Fördermaßnahme beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) angemeldet. Sollte es „grünes Licht“ für die rund 500.000 Euro teure Maßnahme geben, könnten die notwendigen Umbauarbeiten ab Sommer 2012 starten.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Spannende Autos
Durch Elektromobilität kann das Leben im Tal schöner werden - THEMA 09/11 ELEKTROMOBILITÄT
„Ein Drei-Liter-Auto ist kein Kunstwerk“
Karl Otto Schallaböck über die Zukunft der mobilen Gesellschaft – Thema 09/11 Elektromobilität
„Nur der Regen ist ein Problem“
Frederic Rudolph zu den Vorteilen von Elektro-Fahrrädern – Thema 09/11 Elektromobilität
Heißbegehrte E-Bikes
Die Alternative zum Auto und zum Kreislaufkollaps boomt im Tal - Thema 09/11 Elektromobilität
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter