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Unverständnis kann Empörung fördern, warnt Cédric Reuter
Foto: KölnBusiness

Wissen über KI fördern

26. September 2023

Teil 2: Lokale Initiativen – Die Kölner Wissenschaftsrunde

Die Debatten um künstliche Intelligenz (KI) befördern auch Misstrauen und Sorgen vor Überwachung. Wissenschaft kann helfen, Veränderungen zu verstehen, anzunehmen und sogar Ängste zu verringern. Die Kölner Wissenschaftsrunde (KWR) hilft, durch öffentliche Wissenschaftskommunikation die Folgen der Digitalisierung zu verstehen. Unterstützt von der Stadt Köln sind in der seit 2004 aktiven KWR zahlreiche Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen versammelt, um wissenschaftliche Entwicklungen öffentlich zu vermitteln und zu diskutieren.

Geschäftsführer der Kölner Wissenschaftsrunde ist Cédric Reuter. Mit der Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien beschäftigt er sich darüber hinaus als Manager beim städtischen Unternehmen zur Wirtschaftsförderung Köln Business. „Hochkarätige Wissenschaftler:innen von Max-Planck-Instituten über Universitäten bis hin zur katholischen Hochschule referieren jährlich bei der Veranstaltung ‚Wissenschaft im Rathaus‘ über eine breite Themenvielfalt. In elf Vorträgen präsentiert die Runde die wissenschaftliche Vielfalt der Stadt“, beschreibt Reuter eines der bekanntesten Instrumente der Kölner Wissenschaftsrunde.

Unverständnis und Empörung

Die Relevanz ergebe sich aus einem geringen Verständnis über wissenschaftliches Arbeiten in der breiten Bevölkerung. Besonders die Pandemie habe gezeigt, dass Unverständnis und Empörung häufig dann entstehen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse revidiert werden. Dies könne zu Misstrauen in der Gesellschaft führen, auch dann, wenn es um neue technologische Errungenschaften gehe. „Der Mensch hat das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontinuität einerseits. Andererseits verändert sich vieles rasant und Technologie und Forschung werden schneller. Das ist schwierig für den Menschen“, beschreibt Reuter.

Wissenschaftskommunikation sei wertvoll auch mit Blick auf das Potential, KI zu missbrauchen, etwa für Fake News oder Deepfakes. Zu fördern sei etwa eine breitere wissenschaftliche Allgemeinbildung, die befähigt, mit solchen neuen Herausforderungen besser umzugehen. „Wir Wissenschaftler gehen davon aus, dass besonders neuartige und große Veränderungen besser eingeordnet werden können, wenn man die Dinge aus einer wissenschaftlichen Perspektive betrachtet und versteht“, betont Reuter.

Dem Menschen nachbilden 

Der umfassende Begriff der KI werde oft von vagen Interpretationsansätzen begleitet. „Im Grunde ist KI nichts anderes als die Digitalisierung für die Bereiche, die noch nicht digitalisiert worden sind. Dies umfasse meist den Versuch, Computer und ähnliche Systeme so zu programmieren, dass Entscheidungsstrukturen des Menschen nachgebildet werden und relativ eigenständig Probleme bearbeitet werden können. Die Fähigkeit zu lernen ist eine Hauptanforderung an und integraler Bestandteil von KI-Systemen, so Reuter. Angst und Respekt vor technologischen Veränderungen zu haben, sei aber nachvollziehbar.

Lebenslanges Lernen sei wesentlich, um den Wandel zu verstehen. Idee und Zweck bestimmter Tätigkeiten blieben trotz technologischer Veränderungen wesentlich gleich, digitale Neuerungen unterlägen Konzepten, die bereits lange existierten, jedoch erst durch die Digitalisierung und Automatisierung für eine breitere Bevölkerung zugänglich würden. Reuter zeigt sich zuversichtlich darüber, dass neue Kompetenzen auch helfen, resilient und wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

DIGITAL UNVERBUNDEN - Aktiv im Thema

dji.de | Das staatlich finanzierte Deutsche Jugendinstitut untersucht „die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien sowie die damit zusammenhängenden sozialstaatlichen Angebote und Maßnahmen“.
iat.eu | Das in Gelsenkirchen ansässige Institut Arbeit und Technik forscht zu Arbeit und Wirtschaft, um einen Beitrag zu leisten für „nachhaltigen Wohlstand und Lebensqualität“.
igza.org | Das Institut für die Geschichte und Zukunft der Arbeit forscht zu Technik, Kommunikation sowie wirtschaftlicher und politischer Macht, um die Ergebnisse „für die Gestaltung zukünftiger Arbeitswelten nutzbar zu machen“.

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Christina Heimig

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