Männer mögen keine witzigen Frauen. Zu diesem auf den ersten Blick selt samen Befund kommen so großartige Komödiantinnen wie Gerburg Jahn ke (Ex- Missfits) und Sissi Perlinger. Und Horst Schroth, der kleine Gift zwerg aus Hamburg, geht sogar noch ein wenig weiter und behauptet allen Ernstes, dass es überhaupt keine komischen Weibsbilder gäbe, also keine Frauen, die mit lustigen Darbietungen ihre Brötchen verdienen. Alles Quatsch? Natürlich nicht. Des Pudels Kern besteht in der Tatsache, dass Humor immer auch Dis - tanz zu dem Objekt der Betrachtung beinhaltet. Kurz: Wenn eine Frau sich über etwas lustig macht, zeigt sie ihre Überlegenheit. Und genau das hat Mann überhaupt nicht gerne.
Dass es eine ganze Reihe von Künstlerinnen gibt, die ihr Publikum zum Lachen bringen, beweist nicht zuletzt ein Blick auf die Comedy-Veran staltungen des Sommerblut-Festivals, das vom 1. bis 23. Mai stattfindet. Wenn ich mich nicht verzählt habe: 16 Frauen und 34 Männer (ausgenommen die vielen schönen Mannsbilder vom Kulturschock) treten hier an, um uns glücklich zu machen – womit die Frauenquote aus rund einem Drittel be steht. Nicht schlecht. Noch besser: Die Künstlerinnen können sich nicht nur sehen lassen, sie können auch was! Susanne Pätzold zum Beispiel: „Bis dass der Tanz uns scheidet“ heißt das Programm, in dem sie mit ihrem Partner Alex Burgos Arme und Beine schwingt, bis die Fetzen fliegen.
Gleich fünf Vertreterinnen des komischen Gewerbes sind unter dem verheißungsvollen Titel „Sekt and the City“ zu bestaunen: Maike Gottschalk, Sia Korthaus, Betty LaMinga, Vanessa Maurischat und Helena Marion Scholz nehmen in der Comedy-Revue ihr Schicksal selbst in die Hand und kei ne Rücksicht auf zart besaitete Dreibeiner. Sie haben sich dazu ent schieden, nur noch grundlos zu jammern – ihnen dabei zuzuhören, ist das reinste Ver - gnügen! Das Duo Queens of Spleens kann richtig schön spinnen, und Sarah Hakenberg erzählt pfiffige Geschichten von „Knut, Heinz, Schorsch und die anderen“, alle samt absurde Ex-Freunde und Ex-Lieb haber. In einer Männer - zeitschrift hat sie übrigens gelesen, dass sich bei Frau en Witz und Attraktivität grundsätzlich ausschließen. Seitdem schreibe sie nur noch traurige Gedichte. Auch eine Maßnahme.
Dem „Honolulu-Prinzip“ geht Christiane Weber auf den Grund, mit dem sie gleich die ganze Welt retten will, wobei den Zuschauern schon geholfen wäre, wenn der Abend gerettet ist. Nur „das Beste“ präsentiert Nessi Tau sendschön zum 20-jährigen Bühnenjubiläum, in Begleitung des kanadischen Allround- Musikers William Mackenzie. Wer das temperamentvolle Stimmwunder kennt, weiß auch, dass kein Auge trocken bleibt, sobald sie die Bühne betritt und mit dem Publikum spielt. Das kann sie nämlich wie kaum eine Andere! Und last, but not least sind mit Cora Frost und Tina Teubner zwei auratische Künstlerinnen vertreten, die dem Festival die notwendige Prise Glamour verleihen. Sämtliche Termine inklusive Spielstätten stehen unter www.sommerblut. net und liegen als Broschüre in Kölner Theatern und Vor verkaufs-Stellen aus. Und ja: Es gibt auch viele lustige Männer, die wissen, wo der Frosch die Locken hat. Für die ist an dieser Stelle allerdings kein Platz – bedauert mit einem Kniep-Auge die Ihnen stets ergebene
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