Ob im „Hayat“ in Elberfeld oder in der „Loge“ in Barmen, mit ihren regelmäßigen Stammtischen für aktuelle und künftige Gleichgesinnte bekämpft die Piraten-Partei auch in Wuppertal ihren noch hartnäckig verbreiteten Ruf als bloße Internet-Bewegung. Beim Werben um den politisch interessierten Bürger ragen bei den selbsternannten „Wupperpiraten“ im Bergischen Land von Radevormwald bis Solingen besonders die Themen soziale Bildungspolitik sowie Schutz der Privatsphäre heraus. Dabei sind kreative Köpfe oder neue Mitglieder herzlich willkommen, werden sofort geduzt und dürfen sich basisdemokratisch einbringen. Wenn am 13. Mai die Stimmen bei der NRW-Landtagswahl ausgezählt worden sind, hoffen die drei städtischen Direktkandidaten Ralf Glörfeld (47), Alexander Reintzsch (33) und Olaf Wegner (45) auf Abgeordnetenstatus. Diplom-Ingenieur Glörfeld, als Mitglied im „Chaos Computer Club“ wie im „Deutschen Alpenverein“ thematisch privat breit aufgestellt, betont: „Ich setze mich für eine transparente Politik und Verwaltung ein, weil ich hier aktuell einen großen Handlungsbedarf sehe.“ Sein Mitstreiter Reintzsch, als politischer Geschäftsführer der NRW-Piraten stark gefordert, glaubt: „Der tolle Erfolg unserer Partei im Saarland ist der beste Rückenwind, den wir uns alle für den laufenden Wahlkampf vorstellen konnten.“
An Initiativen rund um die Wupper mangelt es jedenfalls nicht. Da wäre beispielsweise das Projekt „Freifunk“, bei dem die Piraten einer möglichst großen Community in der Region einen frei zugänglichen Datentransfer über das Internet – gerade für sozial Benachteiligte – schmackhaft machen wollen. Das Projekt „Vermisst 2.0“ soll durch Straßenaktionen auf den scheinbar unaufhaltsamen Schwund an Demokratie aufmerksam machen. Gegen die lästige und diskriminierende Überwachung von Bürgern und deren Verhalten richtet sich das Projekt „Kameras im öffentlichen Raum“, das sich einen Überblick über die steigende Aufzeichnungsflut an Straßenkreuzungen oder Einkaufspassagen verschaffen möchte. Und im Projekt „PEDI“ klären die Piraten speziell Senioren kostenlos über das Internet auf. Außerdem nimmt der Anfang Januar in Wuppertal gegründete „Arbeitskreis Kommunalpolitik“ mit den Koordinatoren Marcus Brink und Dustin Schmidtberg die Arbeit der Stadtverwaltung genauer unter die Lupe. Am klaren Männerüberschuss in den eigenen Reihen wird unterdessen unter Hochdruck gearbeitet. Zwar mischen für eine Partei mit eindeutigen Wurzeln in der Informationstechnologie durchaus schon einige Frauen mit, doch bis zu einer ausgeglichenen 50-Prozent-Quote müssen sich die typischen Geschlechterrollen noch sehr wandeln. „Ich will es nicht schönreden: Damals wie heute haben es politisch engagierte Frauen nicht leicht, auch nicht bei den Piraten. Doch unsere spielerische Art mit der Brisanz von Männerdominanz umzugehen, gefällt mir und zeigt Wirkung“, sagt Heike Wegner, deren Gatte als gelernter Systemadministrator im Wahlkreis Wuppertal II antritt.
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