Klassischerweise beziehen sich gute Vorsätze darauf, mehr für den Körper zu tun. Zur Abwechslung wäre es doch schön, auch mal wieder an den Geist zu denken. Quasi als Kombination von Bewegung und Inspiration bietet sich zum Einstieg eine Aufführung des Tanztheaters an. Die Bausch-Gemeinde versammelte sich im letzten Frühjahr zur Premiere des zeitlosen „Café Müller“ im Opernhaus. Seit dem Tod der Prinzipalin 2010 bleibt nur, solche vergangenen Großtaten zu bejubeln. Pina Bausch hat einmal erzählt, wie anders und wie viel richtiger es sich anfühlte, als sie „Café Müller“ mit geschlossenen Augen aufführte, gleichsam blind durch die Stuhlreihen tanzte. Was uns das lehrt? Dass es bei diesem Stück mit jeder Aufführung Neues zu entdecken gibt. Es wird gemeinsam mit „Das Frühlingsopfer“ aufgeführt.
Alter Lavendel anderen Dufts sind die Bee Gees. Als erfolgreichste Familien-Band aller Zeiten werden sie geführt, die Jacksons sind müde Eintagsfliegen dagegen. Je nachdem, welchem Jahrgang man selbst angehört, erinnert man sich an alte Bee Gees-Meriten, die auf einem Material namens Vinyl mit der bekannten Engtanznummer „Massachusetts“ begann. Eine Dekade später tanzte holterdipolter John Travolta durch den Film „Saturday Night Fever“ und bewegte seinen damals durchtrainierten Körper rhythmisch zu Klängen ebendieser Gibb-Brüder. Die Erfolgsgeschichte des wackeren Trios ist – natürlich – Stoff für ein Musical. „Massachusetts“, so der Titel des Singspiels, erzählt die Geschichte der Brüder Barry, Maurice und Robin, die 1958 als Kinderband in ihrer Heimat Australien mit Beatmusik starteten, ohne sie dabei auf die schimmernden Disco-Erfolge der 70er Jahre zu reduzieren. Die Show beginnt vor dem Riesenhype in den frühen 60er Jahren und endet bei „You Win Again“ von 1987. Auf einer Leinwand werden Bilder, Filmausschnitte und Interviews gezeigt, während Tänzer für optische Freuden sorgen und zwei erstklassige Background-Sängerinnen jene Hits interpretieren, die die Brüder unter anderem für Barbara Streisand oder Dionne Warwick komponierten.
Und auch der Nachwuchs muss nicht darben. Die Macher des Kinder- und Jugendtheaters setzen als Premiere im März die „Vorstadtkrokodile“ auf ihren Spielplan des Berufskollegs Bundesallee. Max von der Grün hat diese „Geschichte vom Aufpassen“ bereits 1976 publiziert; sie wird noch heute gerne gelesen und gilt als Klassiker in Sachen Integration. Noch immer stehen darin Freundschaft, Mut und Vertrauen im Vordergrund. Das Geheimquartier der „Krokodile“, einer Bande wilder Kerle, liegt in einer verlassenen, natürlich brandgefährlichen Ziegelei. Der Zutritt wird nur denen gewährt, die was drauf haben, was sie in einer Mutprobe unter Beweis stellen müssen. Zu den grundsätzlichen Fähigkeiten eines solchen Krokodils gehört es außerdem, flink auf den Beinen und flott in den Pedalen zu sein. Und was soll Rolli-Fahrer Kurt tun? Allerdings macht besagter Kurt eine Beobachtung. Und beweist, dass er mindestens genauso viel Mut hat wie die anderen. Auf seine besondere Weise.
„Café Müller“ / „Das Frühlingsopfer“ | 28. - 31.1. | Opernhaus | 0202 563 76 66
„Massachusetts – Das Bee Gees Musical | Do 7.4. | Stadthalle | 0202 563 76 66
„Vorstadtkrokodile“ | Sa 12.3. | Berufskolleg Bundesallee
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