In Zeiten, in denen die städtischen Kassen notorisch klamm sind, müssen andere Töpfe gefunden werden, Kulturelles zu finanzieren. Nachwuchskünstler und Kreative, die, dem biologischen Alter nach „jung“, also unter 40 Jahre sind, können sich bis zum 22. April um Unterstützung aus dem Bergischen Kulturfondsbewerben. Jenseits des Jahrgangs ist der Wirkungskreis relevant, hier kommen Radien rund um Wuppertal und Remscheid in Frage. Außerdem sollte das jeweilige Projekt – das Spektrum ist weit und bedient Sparten von Musik über Ausstellungsprojekte bis hin zu Tanz, Theater und Film – bis spätestens Juli 2017 umgesetzt werden. Mehr Infos gibt es im Kulturbüro der Stadt.
Bevor uns der Nachwuchs überrascht, bittet eine der ganz großen, populären Namen zum Konzert: Suzanne Vega. Ja, das ist die Frau, die mit „Luka“ und „Tom‘s Diner“ publikumswirksam die Charts anführte. Die Sängerin und Liederschreiberin auf diese Erfolge zu reduzieren, wird ihren vielen ruhigen, introspektiv und lyrisch zur Gitarre verfassten, unprätentiös arrangierten Liedern nicht gerecht. Wie in kristallisierter Zeit erinnert die Amerikanerin in ihrem gesungenen Werk an Anekdoten und Begebenheiten, „die gleichzeitig einzigartig und unvergänglich zu sein scheinen“, wie der Veranstalter hymnisch lobt.
Unaufgeregt und ohne ablenkendes Tamtam nimmt auch Jochen Malmsheimer seinen Bühnenjob wahr. Was er präsentiert, ist große Kleinkunst, pointensicher und klug dargebracht. Allerdings darf man Ohr und Hirn beim Zuhören seiner markanten Stimme beziehungsweise Mitdenken des von ihm Skizzierten keine Pause gönnen, denn der gebürtige Ruhrpottler pflegt in wortakrobatischem Tempo vorzutragen, sodass beim gelegentlichen Weghören schnell mal der sprichwörtliche Faden verloren geht. Oft sind es maliziöse Kleinigkeiten wie beispielsweise eine bestimmte Schuhmarke, die ein Synonym für den Teufel ist, mit der man folgerichtig kein Gotteshaus betreten sollte. Mal sind es profane Alltäglichkeiten wie der fleischfarbene Rentnerrock oder die gute alte Klappstulle, über die er sinniert.„Flieg Fisch, lies und gesunde! oder: Glück, wo ist Dein Stachel?!“ ist der Titel des aktuellen Sammelsuriums, mit dem Malmsheimer, gefeiert als begnadeter Wortartist, nun im Haus der Jugend Barmen zu Gast sein wird. Alter, Veränderung und Vergänglichkeit sind Schwerpunkte, die er in spielerischer Manier kabarettistisch verbindet und dabei auch Brücken zwischen der ägyptischen und niedersächsischen Kulturgeschichte als Exkurs in wissenschaftliche Gefilde zu schlagen weiß. Bei der Premiere endete der Abend mit einem Gedicht – überdie Liebe sowie das Glück. Und über ein Fischlein.
Und nicht vergessen: Urban Priol gastiert auf dem Johannisberg. Erfahrungsgemäß haben seine kabarettistischen Einlassungen nur oberflächig mit Unterhaltung im Sinne von sich zurücklehnen und sich den Bauch sprichwörtlich vor Lachen halten zu tun. Meist sind es Hohn, Spott und vor allem Empörung über das Versagen der Politiker, die er kund tut. Oder um mit William Shakespeares König Lear zu sprechen: „Das ist die Seuche dieser Zeit: Verrückte führen Blinde.“
Suzanne Vega | Mo 11.7. 20 Uhr | Stadthalle | 0202 45 45 55
Jochen Malmsheimer | Di 24.5. 20 Uhr | Haus der Jugend Barmen | hdj.liveclubbarmen.de
Urban Priol: „Jetzt“ | Fr 11.3. 20 Uhr | Stadthalle | 0202 45 45 55
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Beim Kindertheater geht es um Kinder und es ist für Kinder“
Martina Wagner vom Haus der Jugend über das Sommertheater 2023 – Premiere 07/23
Zauberhafte Klänge
Harry-Potter-Filmmusik als Livekonzert
Sound einer Zeit
Tribute-Show zu "Simon&Garfunkel"
Sommertheater im LCB
LCB Haus der Jugend | So 11., So 18., So 25.7. je 16 Uhr
Im Liegen Wundern begegnen
Willkommen in der Welt der Stars mit Neuem aus ihrem Universum – Prolog 12/16
Legendäre Idole
Sie verschwendeten ihre Jugend, um ganz groß herauszukommen – Prolog 09/16
Hell-raisers, Schnellredner und Geschwätzige
Kabarett, Drama und Rockmusik im Tal – Prolog 05/16
Lulu ist kein Wolf im Lammfell
Musikalische Ausblicke und ein Literaturfestival – Prolog 04/16
Alles auf Anfang
Gute Vorsätze? Klar: Mehr Leichtigkeit! – Prolog 01/16
Der Nächste, bitte!
Langsam macht sich die Jahresabschlusszeit bemerkbar – Prolog 11/15
Vorfreude am Baggerloch
Talflimmern, Pina Bausch und etwas zum Lachen – Prolog 07/15
Geisterjäger, Hellseher und die Mukketiere
Kurz vor den Sonnenferien wird’s noch mal spannend – Prolog 06/15
Freigeist ohne Ausweg
Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ im Opernhaus – Bühne 06/25
„Das passiert natürlich auch ganz nah“
Regisseurin Katharina Kastening über „Thumbprint“ am Opernhaus – Premiere 06/25
An jedem zweiten Tag was los
Der Bürgerbahnhof Vohwinkel – Porträt 05/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Wieder Mensch sein dürfen
„Das Tagebuch der Anne Frank“ im Leverkusener Erholungshaus – Bühne 05/25
„Abschnitte, die im Nichts versanden“
Regisseur Joachim Gottfried Goller über „Die kahle Sängerin“ am Theater am Engelsgarten – Premiere 05/25
Charmant und nüchtern
Comedian Vladimir Andrienko im Solinger Waldmeister – Bühne 04/25
„Ein Autor der Krise“
Regisseur Stefan Maurer über „Fräulein Julie“ am Theater am Engelsgarten – Premiere 04/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
Gnadenloses Psychodrama
Charles Gounods Oper „Faust” im Opernhaus – Bühne 03/25
„In der Welt der Kunst geht es darum, gesehen zu werden“
Regisseur Nicolas Charaux über „Mephisto“ am Wuppertaler Opernhaus – Premiere 03/25
Aura der Unschuld
„Faust“ von Charles Gounod am Wuppertaler Opernhaus – Prolog 02/25
Zeitreise mit Muse
„Von Thalia geküsst“ im Opernhaus – Auftritt 02/25