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Die Schattenseite des Weihnachtsfests

29. November 2012

Johannes Nattland über Armut und Einsamkeit – Thema 12/12 O du fröhliche

Wenn es in den Schaufenstern blitzt und glitzert, die Werbung glückliche Familien zeigt und die wunderbare Warenwelt mit ihren Versuchungen lockt, wird vielen Menschen schmerzlich bewusst, wie wenig sie sich leisten können. In der Advents- und Weihnachtszeit hat die Armut Hochkonjunktur. Das bekommt auch der Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-West Johannes Nattland zu spüren. „Uns bitten viele Menschen um Hilfe“, erklärt er. Es sind ganz unterschiedliche Dinge, die sie sich wünschen: finanzielle Mittel fürs Essen, Schenken und Schmücken. Johannes Nattland packt dann Päckchen und Pakete, gibt den Betroffenen auch schon mal Geld. Er möchte jenen, die es sich eigentlich nicht leisten können, ein schönes Weihnachtsfest ermöglichen. Der Pfarrer hat für alle ein offenes Ohr: „In unserer Gesellschaft ist es verpönt, um Hilfe zu bitten oder sich zu offenbaren.“ Ihn dagegen freut es, wenn er helfen kann. Wenn man so will, gehört es zu seinem Job. Viele Arbeitnehmer, sagt er, seien in der glücklichen Situation, ein dreizehntes Gehalt zu bekommen – davon kann der Hartz IV-Empfänger nur träumen. Möglicherweise ist auch dies ein Grund, weshalb die Hemmungen, um Hilfe zu bitten, in der Advents- und Weihnachtszeit geringer sind als im Rest des Jahres. Umgekehrt steige aber auch die Spendenbereitschaft der Bevölkerung: „Die Menschen spüren den Kontrast zwischen Arm und Reich deutlicher.“

Manchmal sind Worte mehr wert als materielle Gaben
So unterschiedlich wie die Wünsche sind auch jene, die sie äußern. Egal ob alt oder jung, allein oder familiär gebunden – Armut hat viele Gesichter. Besonders betroffen sind Familien mit vielen Kindern. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage weiter angestiegen; dies zeige sich an der Höhe der Mittel, die die Kirche bereitstellt. Für Johannes Nattland ist es nebensächlich, ob der Bittsteller religiös ist oder nicht. Es sei schön, wenn die Menschen in ihrer Not denken: „Ach, es gibt doch noch die Kirche.“ Manchmal ist aber ein Besuch oder ein persönliches Wort mehr wert als jede Gabe. In der kalten Jahreszeit sehnen sich die Menschen nach emotionaler Nähe. Während sich das Leben im Sommer vermehrt auf der Straße abspielt, sind im Winter die Kontaktmöglichkeiten begrenzt. Die Einsamkeit wird spürbar. Den Gemeindemitgliedern zu helfen, das sei auch die Verkündung der frohen Botschaft Jesu Christi, so Johannes Nattland. Gleichzeitig könne ein Hilferuf auch ein kirchliches Engagement nach sich ziehen. „Ich freue mich über jeden, der erkennt, dass er etwas beitragen kann.“ Genauso könne Weihnachten eine Möglichkeit sein, Kontakt zur Religionsgemeinschaft zu bekommen. „Kirche kann vieles leisten“, erläutert Johannes Nattland. Der Staat stelle ein Dach über dem Kopf und eine Grundversorgung, die Kirche setze auf Gemeinschaft, Geselligkeit und Teilhabe. Ein Haus, an dem viele Menschen zusammenkommen und in dem es egal ist, ob jemand arm oder reich ist: „Jeder Mensch ist eine Bereicherung.“

Anke-Elisabeth Schoen

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