Lässt sich unser grotesk übermotorisiertes Leben nur noch im Rausch ertragen? Das könnte ein Hinweis darauf sein, warum die Wuppertaler Polizei mehr und mehr DrogenkonsumentInnen am Steuer ertappt. Irgendwie muss man die Zeit im Stau doch rumkriegen, und Stau ist ja mittlerweile schier immer und überall. Manche fragen sich vielleicht: Warum Verkehrsregeln einhalten, wenn es die Stadt auch nicht tut? Hält doch der Paragraphenstreit um die Blitzanlage Südstraße-Viehhofstraße an, deren Betriebsgenehmigung angezweifelt wird. Anderen mag der Gedanke gefallen, dass ein rechtswidriger Blitzer Raser ertappt – entgehen sie legitimen Anlagen doch oft genug mittels Warnungen gar übers Radio. Was soll‘s, da sind ja zum Glück noch Schwebebahn und Co. Aber nicht mal darauf muss Verlass sein, wie der Warnstreik des öffentlichen Dienstes gezeigt hat. Allerdings, auch dieser Arbeitskampf nutzt nicht nur den Streikenden, fördert er doch das Entstehen spontaner Übernachtungsmöglichkeiten und Fahrgemeinschaften; ein sozialer Gewinn, sozusagen. Und manchen war ein ruhender ÖPNV sogar Gelegenheit, mal wieder zu Fuß zu gehen und den Blick zu erheben statt in der Bahn überm Smartphone zu erstarren. Unbequem? Keine Zeit dafür? Lassen wir es doch drauf ankommen. Wer weiß, welcher Rausch sich einstellen würde, wenn wir Gehetzten fortan in aller Ruhe zur Arbeit schlurfen würden?
Im Monatsthema BIENENGLÜCK geht es ebenfalls um Freuden, die sich nur zu Fuß und mit genügend Zeit erschließen. Dann steht nämlich außer Frage, dass es sich lohnt, etwas zu tun für die Bewahrung von Artenvielfalt – und sei es auf dem eigenen Balkon. Die Autorin ANJA EDER spricht mit uns über ihre Faszination für Wildbienen, den Abschied von spießigen Gärten und verrät, was Hummeln und Kolibris gemeinsam haben.
Nils Voges und das Kollektiv sputnic inszenieren in der Essener Casa Fritz Langs Klassiker METROPOLIS als Live-Animationsfilm. Die Dystopie um den Konflikt zwischen Mensch und Maschine gerät zu einem schönen Stück Utopie, sagt Peter Ortmann.
Unsere „Nahaufnahme“ zeigt den vom unperfekten Sofortbild faszinierten Fotografen CHRISTIAN HANG. Der Skulpturenpark Waldfrieden widmet sich der Künstlerin CHRISTIANE LÖHR. Ihre Werke aus pflanzlichen Partikeln wie Stängeln und Pollen verdeutlichen zum einen Geometrie als Methode der Natur, zum anderen die Vorbildfunktion, die Natur für unser Leben und Wohnen spielt, stellt Thomas Hirsch fest.
Film des Monats ist Christian Petzolds Drama TRANSIT. Es verlegt die Handlung von Anna Seghers Roman aus dem Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart: Ein politischer Flüchtling schlägt sich mit den Ausweispapieren eines Toten durch Frankreich. Mit Hauptdarsteller FRANZ ROGOWSKI sprechen wir über eine zeitlose Geschichte, seine Vorbereitung auf die Rolle und die wahnsinnige Idee, das Leben als Schauspieler zu bestreiten.
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Die Filmstarts der Woche
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Tastenlegende auf Tournee
Herbie Hancock in der Philharmonie Essen – Improvisierte Musik in NRW 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Singen gegen den Wahn
Elberfelder Mädchenkurrende in der Friedhofskirche – Musik 07/25
Jazzig und persönlich
Singer-Songwriterin Inga Lühning in der Bandfabrik – Musik 07/25
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Der Beton ist natürlich sehr dominant“
Die Kurator:innen Gertrud Peters und Johannes Raumann zu „Human Work“ in Düsseldorf – Sammlung 07/25
Chaos
NRW kürzt bei freien Tanzgruppen – Tanz in NRW 07/25
Eine große Ausnahme
Der Pianist Alexandre Kantorow in Wuppertal – Musik 06/25
Wütende Stimme der Vielen
Deutsche Erstaufführung der Kammeroper „Thumbprint“ im Opernhaus – Bühne 06/24
Mit Wagners „Ring“
Die kommende Spielzeit des Sinfonieorchesters Wuppertal – Musik 06/25
Lebendige Musikgeschichte
Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller in Köln – Klassik am Rhein 06/25
„Kein ausschließlich apokalyptischer Nachklang“
Kuratorin Katja Pfeiffer über „Do worry, be happy“ in der Kunsthalle Barmen – Sammlung 06/25
Der Engel der Geschichte
„Die letzten Tage der Menschheit“ an der Oper Köln – Oper in NRW 06/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Drei durch die Epochen
Trio Manza im Zentrum Emmaus – Musik 06/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Dem Himmel nah
Raimund Abraham auf der Raketenstation Hombroich – Kunst in NRW 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25
Magische Momente
Cat Power im Düsseldorfer Capitol Theater – Musik 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
„Das passiert natürlich auch ganz nah“
Regisseurin Katharina Kastening über „Thumbprint“ am Opernhaus – Premiere 06/25