engels: Herr Simon, wie ergeht es Kommunalpolitikern bei schrumpfenden Handlungsspielräumen?
Bernhard Simon: Geringer werdende Spielräume ergeben sich zwar vor dem Hintergrund der Sparanstrengungen Wuppertals, doch damit wäre der Handlungsrahmen von Kommunalpolitikern nur unzureichend umschrieben. Nicht bei allem, wo wir als Politiker gefordert sind, geht es um Geld. Es geht auch um das Aufgreifen guter Ideen von Bürgern unseres Stadtteils oder darum, einen Rahmen für privates Engagement zu setzen und um das Eintreten hierfür in den Bezirksvertretungen und im Stadtrat. Außerdem müsste jedem Kommunalpolitiker vor Beginn seiner politischen Laufbahn klar sein, dass die rosigen Zeiten mit gut gefüllten Kassen längst Vergangenheit sind. Es kommt darauf an, mit den vorhandenen Mitteln intelligent umzugehen und sich Sparvorschlägen nicht zu verschließen. Gute Kommunalpolitik muss sich stets dieser Herausforderung stellen.
Ist die Aufgabe, in der Bezirksvertretung oder im Rat Politik zu machen, undankbarer geworden?
Undankbarer sicher nicht, aber schwieriger. Sie müssen bei Anliegen von Bürgern auch mal Nein sagen können. Die Haushaltsmittel sind zwar kleiner, die Erwartungen an die Politik jedoch größer geworden. Gerade die Nähe zu den Bürgern und auch die Tatsache, dass wir direkt auf der Straße auf Probleme angesprochen werden, haben seinen Reiz. Vieles von dem, was wir für die Menschen in Wuppertal politisch umsetzen, geht zudem schneller, als wären wir Volksvertreter im Landtag oder Bundestag. Wir sind eben ständig vor Ort und sehen auch früher den Erfolg unserer Arbeit.
Wer geht überhaupt noch in die Kommunalpolitik?
Das sind Menschen, die sich für die Entwicklung ihres Stadtteils interessieren und sich für ihre Mitbürger einsetzen möchten. Einen Prototyp des erfolgreichen Kommunalpolitikers gibt es nicht. Ob jung oder erfahren - entscheidend ist, dass man Biss mitbringt und bereit ist, an einer Sache so lange dran zu bleiben, bis sie gelöst ist. Man darf auch nicht allzu viel Dankbarkeit von den Bürgern erwarten. Schließlich wurden wir Kommunalpolitiker gewählt, um Probleme zu lösen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Die Krise als Chance
Zur Parteiendämmerung im Wuppertaler Rat - THEMA 08/11
„Junge Leute kommen nicht“
Dorothea Glauner über die Probleme in der Kommunalpolitik - Thema 08/11
Bürger beteiligen?
Modelle direkter Demokratie boomen besonders in der Lokalpolitik - Thema 08/11
Der Einzelgänger
Rolf-Jürgen Köster betreibt Politik jenseits der Parteien - Thema 08/11
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter