Zeitig sind die Musikfans, die offensichtlich der Generation der geburtenstarken Jahrgänge angehören, in den Live Club Barmen gekommen. Geduldig warten sie, bis sich pünktlich eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung der Haupteingang öffnet. Ohne Hektik begeben sie sich mit einem Getränk in der Hand in den großen Saal, setzen sich und plaudern relaxt über dies und jenes. Dann, pünktlich, nachdem ein Wiener Walzer aus dem Off verklungen und die Saalbeleuchtung ausgegangen war, schlägt das gemütliche Beisammensein in große Begeisterung um. Mit frenetischem Beifall werden Lupo, Willi Wildschwein und Nuki begrüßt, als sie die Bühne betreten. Und schon geht es los mit großer musikalischer Power, die inklusive einer Pause, drei Stunden andauert. „Acoustic Party“ heißt das Event, weswegen die Fans gekommen sind, um den Stücken zu frönen, womit sie groß geworden sind.
Beste deutsche Band
Dafür zuständig ist Grobschnitt, die Band, die in den 1970er und 1980er Jahren in Deutschland ganz hoch im Kurs stand und 1978 von der Rock-Pop-Zeitschrift Musikexpress vor der Nina Hagen Band und den Scorpions zur besten deutschen Band gekürt wurde. Die Truppe aus Hagen war Kult nicht nur wegen ihrer unverwechselbaren Mischung aus Psychedelic Rock, Krautrock und Progrock, sondern auch wegen ihrer Bühnenshows und optischen Effekte. Die Auftritte in Wuppertal kamen immer einem Heimspiel gleich, füllten sie doch durchweg die Säle. 1989 löste sich die Band auf. Von 2006 bis 2012 gab es sie wieder mit alten Mitgliedern und deren Söhnen. Seit 2019 tritt Grobschnitt als Trio in Erscheinung, und zwar unplugged mit drei akustischen Gitarren, Percussions und selbstredend Stimme. Auf Bühnenbrimborium wird verzichtet, alles ist intimer gehalten. Dafür gibt es glasklare Gitarrensounds – solistisch, im Duett und im Trio.
Legendäre Soli
Nun sind die drei Musiker nach zwei Jahren wieder im Tal und liefern das ab, womit die mit ihnen groß gewordenen Anhänger aufwuchsen: legendäre Stücke aus der ganz großen Grobschnitt-Zeit von vor Pi mal Daumen 50 Jahren. Und das kommt richtig gut an. Da sind sie wieder, die Stücke namens „Drummer’s Dream“, „Ernie’s Reise, „Sunny Sunday’s Sunset“ oder „Sniffer“, die intensiv über die Bühne kommen und alte Zeiten wieder wach werden lassen. Auch die berühmten ausufernden Soli sind bei den legendären Stücken „Rockpommel’s Land“ und „Solar Music“ von rund 30 Minuten Dauer mit dabei.
Ohne Unterlass
Fit wie ein Turnschuh stehen Leadgitarrist Lupo mit seinen brillanten Soli und Frontmann Willi Wildschwein mit seiner markigen Stimme, Grobschnitter der ersten Stunde, vorne an der Rampe und powern ohne Unterlass von der Eingangsnummer „Vater Schmidt‘s Wanderertag“ bis zum „Der Weg nach Haus“ als Adieu. Mit dabei ist Gitarrist und Perkussionist Nuki, Wildschweins Sohn, der kongenial mitmischt und für gediegene Gitarrenklänge und rhythmische Einlagen sorgt.
Das Publikum ist selig. In der Pause gibt es Kommentare wie unglaublich, großartig, phänomenal oder Top-Musiker zu Hauf. Zum Abschied reißt es alle Besucher von den Stühlen.
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