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Foto: Hartmut Sassenhausen

Vor der großen Pause

08. Juli 2025

Wuppertaler Kurrende in der Immanuelskirche – Musik 07/25

Ändert sich etwas an dem Jahresablauf der Wuppertaler Kurrende? Denn gerade, was die feierliche Aufnahme eines Teils der Nachwuchssänger in den Konzertchor betrifft, scheint das der Fall zu sein. Bisher geschah dieser Ritus im Rahmen der Quempaskonzerte, wenn sie mit Kerzen in der Hand aus vier Ecken der Wuppertaler Kirchen den Quempas anstimmten und sich anschließend zum Chor gesellten. Jahr für Jahr fieberten die Fans diesen Kultveranstaltungen entgegen. Nun, im Rahmen des letzten Konzerts des traditionsreichen Knabenchors vor den großen Ferien scheint diese Handlung in der voll besetzten Immanuelskirche ein halbes Jahr früher stattzufinden. Denn beim Schlusschoral von Johann Sebastian Bachs Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ (BWV 20) singt der Nachwuchs mit und intoniert anschließend zu Herzen gehend unter seiner Leiterin Caroline Huppert allein Antonio Vivaldis „Laudamus Te“ sowie gemeinsam mit dem Konzertchor Giovanni Gastoldis „In dir ist Freude in allem Leide“. Dessen ungeachtet wird es kurz vor Weihnachten wieder drei Quempaskonzerte geben.

Nachwuchsarbeit

Dieser Ablauf ist eingebettet in die erwähnte Bach-Kantate und zwei weitere Werke dieser Gattung von Bach: die Kantaten „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“ (BWV 70) und „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ (BWV 29). Die reifen Stimmen des Konzertchors intonieren diese geistliche Musik homogen und differenziert. Die Männerstimmen dominieren verständlicherweise zwar ein wenig gegenüber denen der Kinder, deren Mitglieder weniger sind als die der Jugendlichen und Herren. Doch dank der kontinuierlichen Nachwuchsarbeit ist dieses Manko wohl in absehbarer Zeit behoben. Hinzu gesellen sich vier bestens disponierte Gesangssolisten. Lara Rieken beeindruckt mit einem strahlend-hellen Sopran. Countertenor Jonathan Mayenschein überzeugt mit einer beweglichen, klaren Stimme. Eric Price gestaltet mit seinem lyrischen Tenor die Rezitative und Arien glanzvoll. Und Thomas Laske lässt die Basspartien seriös erstrahlen.

Zwischendurch erklingt die Bach-Motette „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ (BWV 1164 bzw. BWV Anhang 159) für zwei vierstimmige Chöre. An diesem Opus sitzen die Musikwissenschaftler nach wie vor. Früher wurde es dem Onkel Johann Christoph Bach zugeschrieben. Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass es um eine Komposition seines Neffen handelt. Doch gültig gesichert ist diese Urheberschaft nicht. Klar ist aber, dass es sich um das Werk eines Mitglieds der Bach-Familie handelt. Außerdem fehlt der Schlusschoral. In der Aufführungspraxis hat es sich wie an diesem Abend in der „Neuen Bach-Ausgabe“ durchgesetzt, die Motette mit zwei Strophen aus dem Choral „Warum betrübst du dich, mein Herz“ zu beschließen. Die Gesangssolisten oben über dem Altarraum und unten die Kurrendanern gestalten dieses kurze Stück packend.

Familiäre Freude

Bei allen Programmpunkten wird das Barockorchester Concerto Köln, das die Aufführung begleitet hat, seinem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten großen Ruf voll gerecht. Auf historischen Instrumenten sorgt es für gediegene, fein nuancierte, sensible Klänge, genauso, wie sie wie höchstwahrscheinlich zur Zeit Bachs von der Bühne gekommen sind. Dabei ist Lukas Baumann, künstlerischer Leiter der Wuppertaler Kurrende, allen ein stets verlässlicher Dirigent.

Das zahlreich erschienene Publikum, darunter selbstredend viele Familienangehörige, applaudiert nach jedem Werk begeistert und lässt zum Schluss seine stehenden Ovationen erst allmählich abebben, als alle an dem Konzert beteiligten Sänger und Musiker die Bühne verlassen.

Die Sommerpause werden sicher gerade die jungen Sänger der Sopran- und Altgruppen nutzen, um sich stimmlich für das Kommende zu erholen. Denn in der zweiten Jahreshälfte geht es weiter mit einem reichen Programm und vielen Terminen inner- und außerorts bis nach Polen und Tschechien. Unüberhörbar sind nämlich ihre ganz ungewohnten Unsauberkeiten hinsichtlich Einsätzen und Intonation zu Beginn der Eingangschoräle bei „O Ewigkeit, du Donnerwort“ und inklusive Wiederholung „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“.

Hartmut Sassenhausen

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