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Die Blicke der Anderen
Foto: Cornelia Wortmann

Opfer sind nie offline

25. Januar 2018

Der Wuppertaler Verein Nummer gegen Kummer hilft professionell in allen Lebensfragen – Thema 02/18 Ausgeliefert

„Die Anonymität hilft“, manchmal ist es einfacher, einem Unbekannten etwas zu erzählen, das einem peinlich ist, oder Fragen zu stellen, die man Gleichaltrigen oder Eltern nicht stellen mag, erklärt Nina Pirk, Fachberaterin für Kinderschutz im Internet beim Verein Nummer gegen Kummer. Die Probleme sind vielfältig: von Liebeskummer bis Kinderpornografie. Web-Sorgen sind im Vergleich der letzten 5 Jahre das Problem Nummer 1, europaweit platziert sich Cybermobbing dabei in den Top 5.

Während man als Opfer früher noch offline gehen konnte, kann man dem im Handy- und Social Media-Zeitalter kaum noch entfliehen und hat dabei mit Kontrollverlust zu kämpfen – was steht wo seit wann? Ob beleidigende Kommentare, peinliche Fotos und Videos, oder gar die Lachnummer des gesamten Whatsapp-Klassenchats zu sein, „Cybermobbing ist leider immer noch ein Dauerbrenner“, resümiert Pirk, „vor allem in der Altersklasse 12 bis 16 Jahre“. Die Sozialwissenschaftlerin stieg 2009 als studentische Aushilfe mit ein, mittlerweile ist sie fest angestellt.

„Anfangs fand ich es schwer. Nonstop am Telefon, jeder Fall ist neu und anders, und besonders schlimme Fälle nimmt man auch mal mit nach Hause.“ Auch mit Scherzanrufen muss man rechnen, doch geschätzt dreht sich jeder zehnte Anruf um Cybermobbing. Supervisoren helfen, wenn man als Berater selbst ein Ohr braucht. 100 Stunden umfasst die Ausbildung für die beiden Schwerpunkte Eltern- und Kinder- und Jugendberatung. Erst nach der Ausbildung entscheidet man sich für eine der beiden Richtungen.

Mädchen schreiben lieber eine E-Mail, Jungs rufen lieber an. Per E-Mail hat man auch die Chance, den gleichen Berater noch einmal zu sprechen, am Telefon ist das nicht möglich. „Die Anonymität ist für beide Seiten wichtig“, erklärt Pirk. Dennoch interessiert es sie manchmal, was wohl aus einem bestimmten Fall geworden ist. Schließlich reicht ein Telefonat nicht immer aus, um das Problem zu lösen. Neben der direkten Hilfe als erste Anlaufstelle vermittelt die Nummer gegen Kummer auch an andere Hilfs- und Informationsangebote weiter.

Es muss nicht gleich darum gehen, wie man sich gegen Cybermobbing wehrt. Erst einmal muss der Betroffene selbst darin bestätigt werden, dass sein Fall ernst zu nehmen ist. Jeder Mensch ist anders, darum ist auch die Grenze, was nicht mehr lustig ist, sondern verletzt und demütigt, bei jedem verschieden. Für Täter ist der Perspektivwechsel hilfreich, wie würde man sich fühlen, wäre man selbst Opfer?

Aufklärung über Cybermobbing sollte an jeder Schule stattfinden, sagt Pirk, einige Schulen haben Streitschlichter-Projekte und Medienlotsen, andere zumindest aufklärende Veranstaltungen zum Thema. Beim Verbundpartner klicksafe können Schulen sich ein Seminar-Modul zum Thema Cybermobbing bestellen.


Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema

Aktiv im Thema

nummergegenkummer.de | Die kostenfreie Telefon- und E-Mail-Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern, bietet seit über 30 Jahren direkte Hilfe an.
bündnis-gegen-cybermobbing.de | Verein, der sich speziell gegen die Online-Variante der schikanösen Unkultur einsetzt. Informiert und hilft.
arbeitsschutzgesetz.org | Nicht nur Jugendliche werden gemobbt. Am Arbeitsplatz trifft es auch Erwachsene. Die Seite informiert über das Phänomen, die Rechtslage und Hilfe.

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Stephanie Spichala

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