In Wuppertal sind Graziella Drössler und Wolfgang Schmitz als Persönlichkeiten präsent. Schmitz lebt seit 1973 hier, Drössler seit 1981, die Motive ihrer Zeichnungen bzw. Malereien beziehen sich häufig auf diese Stadt. Im Sparkassenforum sind jetzt Werke des Künstlerpaares ausgestellt: Im Nebeneinander lässt sich das jeweils Eigene um so klarer erkennen. Aber bei allen Unterschieden – Schmitz ist gegenständlicher Zeichner mit s/w im kleinen Format, Drössler abstrahierende Malerin mit Buntfarben, mitunter im größeren Format – finden sich etliche Gemeinsamkeiten.
Graziella Drössler wurde 1953 geboren, sie war an der Düsseldorfer Kunstakademie Meisterschülerin von Erwin Heerich, später hat sie selbst u.a. in Bremen und Düsseldorf unterrichtet. In ihrer aktuellen Malerei zeigt sie Relikte unserer Umgebung. Deren Konkretheit wird an verschiedenen Stellen im Bildformat gestützt. Aber der Prozess der Bildwerdung bleibt Teil der Arbeit. Dazu wechselt Graziella Drössler die Malmittel, collagiert auch Fotografien, kartographiert mitunter die Darstellung mit frei gezogenen Linien und schafft eine transparente Bildtiefe. So skizziert sie eine Figur in einem weiten Raum, der sich sowohl innen als auch außen befinden könnte, der Arm scheint in Bewegung zu kreisen; ein Hase quert in der Horizontalen, betont noch durch ein ausgespartes weißes Feld. Das Spiel der Assoziationen und Vorstellungen beginnt.
Wolfgang Schmitz, der zwei Jahrzehnte als Professor an der HdK Bremen gelehrt hat, 1977 zur documenta eingeladen und 1997 mit dem Von der Heydt-Preis ausgezeichnet wurde, versteht die Handzeichnung als spontanes, authentisches Erfassen: als Begreifen im Augenblick der Notation. Und Schmitz lässt uns an seinem Erleben teilhaben. Er findet die Ansichten und Winkel, die Mauerstücke vor der Haustür oder auf Reisen. Er zeichnet an Ort und Stelle, dazu ist ihm (fast) jedes Papier recht, auch bezieht er Knicke und Faltungen ein. Er fokussiert einzelne Motive, widmet sich mit Akribie und Leidenschaft der Perspektive und den Lichtverhältnissen, arbeitet auf Verdichtung hin, schraffiert und setzt Linien als Raumflucht. Seine Blätter sind flüchtig und genau zugleich. Erst nach und nach vergegenwärtigen wir, was alles an Geschehnissen zwischen Peripherie und Zentrum passiert. Wir „springen mit auf das Karussell des Sehens, wie Wolfgang Schmitz es betreibt. Je reicher unsere Phantasie, desto länger wird es sich drehen“, hat der Schriftsteller Michael Zeller im Katalog des Sparkassenforums geschrieben. Übrigens hat Schmitz schon 1992 in der Sparkasse ausgestellt, damals unter dem Titel „Menschen, die leuchten“. Die Figur ist mittlerweile aus den Bildern gewichen, und doch geht es um ihren Aufenthalt, um Urbanität und Leben in der Stadt: um die Strukturen und Stimmungen, die das Da-Sein ausmachen, um die Aura und Geschichtlichkeit eines Ortes.
Städtisches Leben, Reisen, die Bewusstheit der Architekturen in der unmittelbaren Erfassung, die Andeutung und das Fragmentarische, der Einsatz von skripturalen Zeichen – all das sind Ideen und Konzepte, die Schmitz und Drössler verbinden. Bei beiden Künstlern trifft sich die Intensität gegenüber einer Situation mit der Übersicht über das Ganze. Der Gestus bleibt subjektiv und bewahrt den Mut, große Teile des Bildgrundes frei zu lassen. Schmitz wie auch Drössler halten an dem Punkt inne, wo wir mit unserem eigenen Sensorium einsetzen, den Bildraum geradezu haptisch erfühlen und uns mit dem Bildgeschehen identifizieren. Kunst ist kommunikative und soziale Lebenseinstellung, die mit möglichst vielen geteilt werden soll. Die Ausstellung im Sparkassenforum ist auch Ausdruck von Respekt: Wolfgang Schmitz wird in diesem Jahr 80, und Peter H. Vaupel geht als Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Wuppertal in Ruhestand. Dies ist die letzte von ihm eröffnete Ausstellung im Sparkassenforum: ein stilvolles Abschiedsgeschenk.
„Graziella Drössler und Wolfgang Schmitz – Richting Hazegras“ | bis 30.5. | Sparkassenforum der Stadtsparkasse in Elberfeld | www.kunstportal.sparkasse-wuppertal.de
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