Das Konzept und seine Präsentation machen Sinn. Das Sparkassenforum zeigt, getrennt in einzelnen Kojen und eingeleitet an den vorgesetzten Wänden, die Werke von sechs Wuppertaler Künstlern, die sich auf das Motiv, die Darstellung des Menschen konzentrieren. Ja, es gibt nichts anderes als diesen bzw. lediglich das Gesicht zu sehen. Der vergleichende Blick ermöglicht weitere Erkenntnisse zum Thema, aber auch zum jeweiligen Werk. Und im Sparkassenforum wird schnell deutlich, wie weit doch das Spektrum überhaupt reicht, wie unterschiedlich die Herangehensweisen und die Interessen sind. Eine Leistungsschau ist dies nicht, aber eine Klärung verschiedener Positionen und Vorgehensweisen.
Der Reihe nach, die Ausstellung eröffnet Enric Rabasseda. 1932 in Barcelona geboren ist er der Älteste der Künstler. Seine Malereien fokussieren den Kopf, zeigen ihn in seiner Ausdrücklichkeit. Inmitten des ortlosen, oft sehr dunklen Umraums leuchtet das Gesicht, ist im pastosen Farbauftrag geradezu herausgeschält. Im Dunkel zeichnet sich die Büste häufig als Anzug mit Krawatte ab, mitunter sind die Hände noch betont – die Sorgfalt und Ernsthaftigkeit von Rabassedas Bildern zwischen Portrait und existentieller Umschreibung beeindruckt.
Überzeugend ist ebenfalls die 24teilige Serie „Menschen in der U-Bahn“ von Marlies Blauth. Auf kastenartigen, kleinen Formaten fängt sie im Zueinander von Collage und Malerei, also zwischen sachlicher Beschreibung und gestischem Duktus einzelne Personen unterschiedlichen Alters und verschiedener Nationalität als Snapshots ein. Das Unmittelbare, „Erlebte“ der Szenen ist durch den Realismus und das hell strahlende Weiß der Büste gegenwärtig. In der linearen Abfolge der Tafeln stellt sich der Eindruck einer großen, anonymen Menschenmenge ein, aber doch sind Individuen mit einer eigenen Biographie auszumachen. „Es ging mir aber auch um den Menschen mit allen seinen Facetten“, schreibt Marlies Blauth im Katalog, „in seinen Lebenssituationen, die von so allgemeiner Gültigkeit sind, dass ich manches Mal an fast biblische Zitate denke oder zumindest Aspekte wiederfinde, die innerhalb der Kunstgeschichte vielfach vorkommen.“ Überraschenderweise ist dies der einzige Beitrag in der Ausstellung, der den Menschen inmitten der Gesellschaft und in heutigen Erscheinungsweisen vorstellt.
Ebenfalls sichtlich von heute ist die Malerei von Annika Weber, der jüngsten Künstlerin im Sparkassenforum. Ihre Bilder von Körpern wirken federleicht. Wie hingehuscht ist Leiblichkeit formuliert, als einzige lokale Anzeichnungen finden sich eine Bettdecke, eine Wand sowie die Kanten eines Schwimmbads. Annika Weber, die 1979 geboren wurde und nach Studien in Wuppertal und Dortmund an der Akademie in Stuttgart eingeschrieben ist, schafft auf eine sehr beiläufige, mitunter zu unterschätzende Weise Besonderheit, Charakter. Es sind feine Erscheinungsweisen, ein Balanceakt zwischen Allgemeinplatz und Einzigartigkeit, der Annika Weber gelingt – Respekt!
Die anderen Künstler: Krzystof Juretzko betreibt eine virtuose Theatermalerei, die sich hier ganz Pina Bausch und deren Tanztheater widmet, realisiert zwischen graphischer Notation und räumlich vorgesetzter Präsentation, die intensiv ist und noch die Gleichzeitigkeit des Erlebens im Theater anspricht. Michael Alles zeigt in einer sachlichen, im Auftreten kantigen Malerei Gesichter, die in Stein gemeißelt wirken und subtil Persönlichkeit und Verfasstheit ansprechen, damit authentische Studien von Mimik und Physiognomie sind. Und Jürgen Darski schließlich transformiert die Ganzfigur in surreal anmutende Gebilde und Situationen und beschreibt so Attribute charakterlicher Zuordnung. – Wie gesagt, es gibt Höhepunkte und Tiefen in dieser Ausstellung, deren Verdienst in der genauen Hinwendung auf ihre Fragestellungen liegt. Organisiert gemeinsam mit der Bergischen Kunstgenossenschaft ist dies die 120. Ausstellung der Stadtsparkasse Wuppertal – ein passables kleines Jubiläum.
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