Das Andenken an den Krieg ist in den Köpfen der Menschen in South Tyneside auch nach so langer Zeit noch tief verankert. Die Stadt im Nordwesten Englands, zu der Wuppertal seine älteste Partnerschaft pflegt, gedenkt alljährlich den Menschen, die in den beiden Weltkriegen und auch in aktuellen Kriegen ihr Leben ließen. Zum einen wurde die Stadt in der Nähe von Newcastle in beiden Weltkriegen durch deutsche Angriffe- wie etwa 1915 durch Zeppeline der deutschen Wehrmacht- stark zerstört, zum anderen wurden auch sehr viele englische Soldaten auf dem europäischen Festland in Einsätzen getötet. So gedenken die ungefähr 151.000 Einwohner aus South Tyneside jedes Jahr am Wochenende um den 11.November, den Tag, den die Siegermächte aus dem Ersten Weltkrieg als „Armistice“ (zu deutsch: der Waffenstillstand) feiern, ihren Gefallenen. Während dieser „Remembrance“- Feier machen Jung und Alt bei den zahlreichen Prozessionen mit. Die Prozessionen besuchen zahlreiche Kriegsdenkmäler und Soldatenfriedhöfe, wo Kränze aus Mohnblumen niedergelegt werden. Diese Blume tragen die Menschen an jenem Wochenende mit Stolz, denn sie ist zu einem Symbol des Erinnerns an die Opfer aber auch der Helden des Krieges geworden. Kritik an den Weltkriegen oder aktuellen Einsätzen von Soldaten sucht man hier allerdings vergeblich.
Einer dieser Helden ist John Simpson Kirkpatrick, der in South Tyneside geboren und aufgewachsen ist: Nachdem er als junger Mann während des Wehrdienstes desertierte und nach Australien auswanderte, kehrte er im Ersten Weltkrieg unter dem Namen „John Simpson“ zur Armee zurück. Bei der britischen Landung auf der türkischen Halbinsel Gallipoli im Jahre 1915 hatte er die Aufgabe des Sanitäters inne und brachte verwundete englische und australische Soldaten auf einem herumstreunenden Esel zum Strand und somit vor dem Kugelhagel in Sicherheit. Er rettete so in über drei Wochen zahlreiche Leben, bis eine feindliche Kugel seinem eigenen ein Ende setzte und er als „Mann mit dem Esel“ in die Geschichte einging. Auch heute noch ist Kirkpatrick – als Statue in der Stadt zu sehen- ein Symbol für alle, die im Krieg starben und die Kinder aus seiner Geburtsstadt lernen über ihn in der Schule. Auch im Juni letzten Jahres gedachten die Briten am „Armed Forces Day“ ihrer Soldaten. In South Tyneside wurden von den Familien gefallener Soldaten und Veteranen Fotos und andere Artefakte gesammelt und in der örtlichen Bibliothek ausgestellt. Viele Zuschauer waren begeistert und schauten sich auch den vom Verteidigungsministerium finanzierten Film an: Auch er erzählte wie die Ausstellung unter dem Motto „Our Heroes: Their Story“ von den Soldaten aus South Tyneside, die in den beiden Weltkriegen kämpften. Sowohl die zahlreichen Kriegsdenkmäler als auch die Feiern und Ausstellungen der Menschen in South Tyneside tragen also dazu bei, dass ihre Kriegshelden noch lange nicht vergessen sind.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Vorbild Finnland
Warum Finnland bei Lernstandserhebungen immer sehr gut abschneidet – Thema 03/14 Wozu Schule
Mehr Fahrräder als Einwohner
Kopenhagen steht Modell für Stadtplaner aus ganz Europa – Thema 02/14 Mobilität
Die Freier verhaften
Unser Blick nach Europa: Das schwedische Modell – Thema 11/13 Kauflust
Billy und Köttbullar in Oberbarmen
IKEA ist inzwischen weltweit führender Inneneinrichter geworden – Thema 02/13 Schildbürger
Doppelt hält besser
Szenen einer türkisch-deutschen Ehe – Thema 01/13 Ehe-Los
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Maßgeschneiderte Hilfe
Teil 1: Leitartikel – Gegen häusliche Gewalt braucht es mehr als politische Programme
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 1: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 1: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Zu Staatsfeinden erklärt
Teil 2: Leitartikel – Der Streit über Jugendgewalt ist rassistisch aufgeladen
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 2: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei
Der andere Grusel
Teil 3: Leitartikel – Von der rätselhaften Faszination an True Crime
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 3: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
Orientierung im Hilfesystem
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum
Fessel für die Freiheit
Elektronische Fußfessel für häusliche Gewalttäter – Europa-Vorbild: Spanien
Blutige Spiele und echte Wunden
Gewalt in den Medien: Ventil und Angstkatalysator – Glosse
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Sehr alte Freunde
Teil 1: Leitartikel – Warum der Hund zum Menschen gehört
„Sie verstehen uns“
Teil 1: Interview – Tierhistorikerin Mieke Roscher über die Beziehung zwischen Menschen und Tieren
Ein neues Zuhause
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Wuppertaler Tierschutzverein Pechpfoten
Die Masse macht’s nicht mehr
Teil 2: Leitartikel – Tierhaltung zwischen Interessen und Idealen
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 2: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
Forschung muss nicht quälen
Teil 2: Lokale Initiativen – Ärzte gegen Tierversuche e.V. argumentiert wissenschaftlich gegen Tierversuche
Wildern oder auswildern
Teil 3: Leitartikel – Der Mensch und das Wildtier