Es geht auch ohne Machtspielchen, das beweisen rund 25 engagierte, kreative und selbständige Frauen, die sich dem Netzwerk „Ariadne“ für Unternehmerinnen in Wuppertal und Umgebung angeschlossen haben. Einmal pro Monat trifft sich die Runde aus Führungskräften und Freiberuflerinnen zum intensiven Gedankenaustausch mit fester Tagesordnung, wie beispielsweise ein Fachvortrag über Marketingstrategien oder die ausführliche Präsentation der eigenen Geschäftsidee. „Frauen sehen leider noch zu häufig nicht ihr ganzes Potential und verkaufen sich deshalb unter Wert. Dabei kann es sich heutzutage keine Branche leisten, auf kompetente Frauen zu verzichten“, weiß die selbständige Kommunikationsdesignerin Katja Lotze. Deshalb soll das regelmäßige Miteinander neben lockeren Gesprächen vor allem fachliche Unterstützung sowie hilfreiche Kontakte ermöglichen. Wenn die Heilpraktikerin neben der Computer-Spezialistin, die Controllerin neben der Fotografin oder die Hochzeitsplanerin neben der Organisationsexpertin am Tisch sitzen, brummt ganz nebenbei auch die Auftragsvergabe. „Wir schätzen uns gegenseitig und kennen die professionelle Vorgehensweise der anderen Teilnehmerinnen, dann arbeitet man fast automatisch gerne zusammen“, sagt Architektin Silke Plumanns, die auch einen anderen Aspekt hervorhebt: „Weil viele von uns fast die ganze Zeit schon alleine im Büro sitzen müssen, sind unsere Zusammenkünfte eine wichtige Ergänzung zu diesem Einzelkämpfer-Dasein.“
Wer der ehrenamtlich tätigen Gruppe — übrigens kein eingetragener Verein und dennoch bestens strukturiert — beitreten möchte, bezahlt eine jährliche Umlage von 40 Euro. Dafür kümmert sich ein fünfköpfiges Organisationsteam um die strategische Vorbereitung der Termine, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder die Gewinnung von neuen Mitfrauen. Zu den Leistungen gehören außerdem ein eigenes Profil auf der „Ariadne“-Internetseite, eine interne Mailing-Liste sowie ein großes Sommerfest und ein Weihnachtstreffen. Der Name für die geballte Frauen-Power geht auf die berühmte Legende von der gleichnamigen Tochter des kretischen Königs Minos zurück: Einst hatte Ariadne dem überforderten Königssohn Theseus geholfen, aus dem Labyrinth des Minotaurus zu finden.
Die Zusammenkünfte sind eine wichtige Ergänzung zu dem Einzelkämpfer-Dasein
Damit auch die gastronomischen Kenntnisse im persönlichen Umfeld stetig verbessert werden, haben sich die entscheidungsfreudigen Damen die so genannte „BlauPause“ ausgedacht: Zusätzlich zu den Arbeitstreffen wird dabei ebenfalls einmal im Monat stets ein neues Restaurant oder Lokal in Wuppertal getestet, so ging es zuletzt ins „Caribe“ in Elberfeld, oder zum „Cafe du Congo“ im Luisenviertel. Darüber hinaus ist noch Luft für Sonderaktivitäten — Mitte März war eine „Ariadne“-Delegation zu Gast im Pressehaus der „Westdeutschen Zeitung“ zum Thema „Wirksam werben“.
Die Motivation für das auf Synergien bedachte Forum Gleichgesinnter kommt nicht von ungefähr: Zwar ist die Mehrheit der HochschulabsolventInnen weiblich, doch nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden nur bescheidene 3,2 Prozent der Chefsessel in Vorständen und Aufsichtsräten von Frauen besetzt. Auch im Geldbeutel zeigen sich klare Unterschiede — in Vollzeit arbeitende Akademikerinnen verdienen durchschnittlich 20 Prozent weniger als ihre männlichen Mitstreiter, die zum gleichen Zeitpunkt ihr Examen geschafft haben. Doch Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx lässt nicht nur das Wuppertaler Netzwerk hoffen: „Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Frauen.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
„Chefetagen sind geschlossene Systeme“
Barbara Steffens über die Frauenquote in Vorständen - Thema 04/11 Frauen an die Macht
„Ich bin die einzige Frau“
Sabine Dietrich über ihre Position bei BP in Bochum - Thema 04/11 Frauen an die Macht
Macht ist Männersache?
Margot Käßmann klebte nicht an ihrem Posten - Thema 04/11 Frauen an die Macht
Frauen regieren die Welt?
Nach den Katastrophe von Fukushima stellt sich die Machtfrage neu - THEMA 04/11 FRAUEN AN DIE MACHT
„Raffinierter geht Unterdrückung nicht mehr“
Lale Akgün über Frauenemanzipation und Islam - Thema 04/11 Frauen an die Macht
„Die Lebensumstände sind entscheidend“
Carmen Bartl-Zorn über Karrierechancen von Frauen im Bergischen Land - Thema 04/11 Frauen an die Macht
Mit Erfolg gegen Goliath
Jutta Sundermann ist politische Aktivistin bei Attac - Thema 04/11 Frauen an die Macht
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient