engels: Frau Dietrich, wie geht es Ihnen als Frau in leitender Position in einem großen Unternehmen?
Sabine Dietrich: Ich war über die letzten fünf Jahre hinweg außerhalb Deutschlands in Großbritannien und Indien tätig. Nach Deutschland zurückzukommen bedeutet für mich schon eine große Umstellung. Im Ausland habe ich unter anderem in Leitungsteams gearbeitet, die zu 60 Prozent mit Frauen besetzt waren.
Jetzt in Deutschland arbeiten Sie nicht mit so vielen Frauen zusammen?
Nein, leider bin ich hier im Team die einzige Frau und würde mir mehr Frauen um mich herum wünschen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass durch mehr Frauen eine andere Teamatmosphäre geschaffen wird. Was nicht heißt, dass Frauen per se für Führungspositionen besser qualifiziert sind als Männer – aber gleich.
Werden Sie gelegentlich auf Ihr Frausein reduziert?
Manchmal werde ich von Männern in Meetings auf meine Handtasche angesprochen oder auf meine Kleidung. Privat finde ich das nett, wenn ich Komplimente bekomme. Im geschäftlichen möchte ich aber Anerkennung für meine Leistung, nicht für mein Modebewusstsein. Solche offen ausgesprochenen Komplimente in einem rein männlichen Kreis können daher eher despektierlich wirken.
Warum ist die Situation in Deutschland anders als in Großbritannien?
Hier reagiert die Gesellschaft anders auf Frauen in Vollzeittätigkeit als in angelsächsischen Ländern, als Beispiel sei nur das Schlagwort „Rabenmutter“ genannt. Es gibt hier auch nicht die entsprechenden Strukturen zur Unterstützung von berufstätigen Frauen, zum Beispiel in der Kinderbetreuung.
Halten Sie etwas von einer gesetzlichen Quote?
Ja, persönlich bin ich ein starker Befürworter einer verbindlichen Zielsetzung, da sich seit Beginn meines Arbeitslebens vor 30 Jahren im Bereich Frauen in Führungspositionen nicht viel verändert hat. Das Wort Quote jedoch hat für mich einen schalen Beigeschmack. Ich stelle mir Ziele in allen Bereichen vor, denn es gibt ja auch Teams, in denen es fast nur Frauen gibt. Wir alle profitieren von einer besseren Durchmischung. Das kann nicht nur durch eine gesetzlich verankerte Quote geschehen, sondern hat viel mit spezifischer Talententwicklung zu tun. Und hier können die Unternehmen Frauen sicherlich mehr unterstützen.
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