Oklahoma im Jahr 1870: Die von ihrem Grund und Boden vertriebenen Indianer:innen vom Stamm der Osage bekommen ein neues Siedlungsgebiet zugesprochen, das heutige Osage County. 1897 wird dort Erdöl entdeckt, der steigende Preis beschert den Osage bis Mitte der 1920er Jahre immensen Reichtum. Das schmeckt der weißen Bevölkerung nicht. Mit juristischen Finten werden viele Osage entmündigt, entrechtet, beraubt. Noch skrupelloser geht der einflussreiche Viehzüchter William Hale (Robert De Niro) vor: Sein Neffe Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) heiratet auf Hales Arrangement hin die Vollblut-Osage Mollie Kyle (Lily Gladstone), die später das kostbare Vermögen ihrer Mutter erben wird – und Ernest ihres, wenn sie das nicht überleben sollte. Allerdings stehen da noch Mollies Schwestern und der Schwager im Weg. Schon bald wird die Region von Morden überzogen. Lange Zeit werden keine Ermittlungen angestrengt. Bis eines Tages das frisch gegründete Bureau of Investigation an die Tür klopft. Martin Scorsese arbeitet mit „Killers of the Flower Moon“ ein erschütterndes historisches Ereignis für die große Leinwand auf. Mit einem epischen, knapp dreieinhalbstündigen Drama. Ein Meisterwerk, das jede Minute rechtfertigt. Das schmerzt, wenn es das Unrecht abbildet, das den Osage widerfährt. Das zermürbt, wenn es die Seele der weißen Siedler:innen auffächert, die sich hier, korrumpiert und zu lange unbeobachtet von höherer Instanz, geradezu anarchistisch verbünden gegen das indigene Volk. Ein weißes Bollwerk im Willkürmodus, im schweigenden Einverständnis verschworen gegen die Ureinwohner. Scorsese, mittlerweile 80, schöpft aus der Erfahrung eines über die Jahrzehnte gewachsenen Cineasten, Erzählers und Dirigenten. „Ich wollte schon immer einen Western machen“, sagt der Filmemacher. „Diese Filme haben mich als Filmemacher genährt, aber sie haben mich auch dazu inspiriert, tiefer in die wirkliche Geschichte einzutauchen."
„Die Ehe ist eine ganz unmögliche Institution für eine Frau, die arbeitet, denkt und selber etwas will.“ Ende der 1950er Jahre lernt Ingeborg Bachmann, bereits eine bekannte Lyrikerin, den Schweizer Prosaautor Max Frisch kennen, ebenfalls auf der Höhe seines Ruhms. Er zieht bald zu ihr in die Wahlheimat Rom, ebenso bald fühlt er sich aber auch als 5. Wagenrad. Ein Höllentrip von Eifersucht beginnt, intensiviert durch die zunehmende Konkurrenz der immer erfolgreicheren Bachmann. Margarethe von Trotta hatte für ihren Film „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ Zugang zum damals noch unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Frisch und Bachmann. Zeile für Zeile, Bild für Bild entfaltet sie ein intensives Spiel von Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld, die ein unfassbar tolles Leinwandpaar abgeben. Die hier sollen sich bitte nicht trennen.
Außerdem neu in den Kinos in Wuppertal und Umgebung: Richard Hubers vom französischen Original abgekupferte Chaoskomödie „Ein Fest fürs Leben“ und Tim Heitz' und Walt Dohrns Sing-Sequel „Trolls - Gemeinsam stark“.
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