Etwas weiter als Europa reichte das Spektrum, dem sich die Stände an der Wolkenburg am Wahlsonntag widmeten: Am Tag der Europawahl stieg rund um die Börse das Nachbarschaftsfest, bei dem es auch Musik und Essen aus Afrika gab. In dieser Vielfalt zeigte sich der breite Ansatz, gemäß dem sich das Soziokulturzentrum immer deutlicher aufstellt.
Beim Start dürften viele Besucher ihr Kreuzchen fürs Brüsseler Parlament schon gemacht haben. Die Grundschule Hesselnberg legte um 13.15 Uhr gleich mit einem Spektakel vor: Farbenfrohe Figuren trug ein Zug von Kindern und Erwachsenen von der Schule zum Parkplatz an der Börse und von dort aus in den Hinterhof der Börse um dort ein Zeichen zu setzen: „Frieden“ oder „Respekt“ hatten die Schüler ihren lebensgroßen Puppen auf den Leib geschrieben.
Musik und Kulinarisches gibt es bei Stadtfeiern wohl überall. Der Anspruch des Nachbarschaftsfestes ist jedoch anders und konkreter. Seit Jahresbeginn ist „Demokratiewerkstatt“ ein großes Thema in dem Zentrum an der Grenze zwischen Elberfeld und Unterbarmen. Man hat sich einer Art Mikro-Politik verschrieben. Es ist die Wuppertaler Übersetzung eines Förderprogramms: „Demokratie leben“ heißt das Format, an dessen Umsetzung sich in NRW auch weitere Städte wie Köln versuchen.
An der Wolkenburg ging aus einem Vernetzungstermin nun das Fest hervor, auch um die Kontakte sichtbar zu machen: Regelmäßig treffen sich inzwischen Akteure und Initiativen des Quartiers. Zuvor haperte es zuweilen an Kontakt: Der Bürgerverein Elberfeld-Südstadt beispielsweise ist zwar rührig mit konkreten Anliegen, wie einem Personenaufzug vom Bahnhof zur Südstadt. Die Vernetzung im Stadtteil war hingegen noch optimierbar, bis das Börsen-Forum Gelegenheit gab. Michael Dickmann – heute vom Vorstand dabei –, schätzt diese Chance zur Tuchfühlung im Einzugsbereich: „Die Börse ist als Kulturadresse nicht zu verachten. Man sollte sie pflegen.“ So besteht auch die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Eine zunächst skeptischen Besucherin kommt dazu: „Mit dem Bürgerverein habe ich nicht so viel zu tun“, spricht sie und wird sogleich auf das ausliegende Vereinsheft hingewiesen.
Was sich heute auf dem Parkplatz und den Innenhöfen tummelt, mutet nach einem charmanten Sammelsurium an. An der Bude äthiopischer Frauen gibt es lecker gefüllte Teigecken. Auf die Frage nach den Gewürzen in der Linsenpaste tauschen sie sich kurz in ihrer Sprache aus, bis zur Antwort: Koriander. Der Verein für Familien aus dem afrikanischen Land, hört man, zählt dreißig Mitglieder, bei rund neunzig Äthiopiern in Wuppertal.
Die lokale Leiterin vom Humanistischen Verband hat ihre Privatwohnung im Viertel. Die Attac-Gruppe nutzt die Börse für ihre Treffs mit Referenten zu globalisierungskritischen Themen.
Ein Teil des Programms, fand nicht an den Ständen statt, sondern auf der Bühne: Im unteren Saal ließ sich die ukrainische Gruppe Matritschka vom montäglichen Kulturaustausch mit Gesang hören, intonierte Volkslieder des Landes ebenso wie „Mein kleiner grüner Kaktus“. Zuvor hatte die externe Gruppe Belakongo ihre Beats auf den Vorplatz gebracht. Und gleichfalls zum Einstudieren nutzte ein besonderes Projekt die Wolkenburg-Adresse, dessen Bezug zu diesem politischen Sonntag noch herausstach: Der Menschenrechte-Chor unter energiegeladener Leitung der Sängerin Anna Luca Mohrhenn brachte die fundamentalen Rechte nicht nur zur Sprache, sondern auch klangvoll zu Gehör: „Wir können streiten, diskutieren – Wenn wir uns akzeptieren“ hieß es schön und anrührend zur Meinungsfreiheit. Unterm Strich dann doch kein Sammelsurium, sondern zur Europawahl ein bewusster Mix mit Ansage: Das alles buchstabiert auf seine Art die Politik im Kleinen aus.
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