Ellenlang ist die Liste an weltbekannten Musikern und Bands, die sich zwischen 1974 und 1996 an der Viehhofstraße – bzw. wegen eines großen Brandschadens zwischen 1977 und 1981 an anderen Orten wie im Ausweichquartier am Hofkamp – die Ehre gaben: Jan Garbarek, Klaus Doldinger, Volker Kriegel, Charlie Mariano, Gary Burton, Die Toten Hosen usw. Rainer Widmann kennt sich aus: Er war von Beginn an mit dabei, nachdem der u. a. von Ernst Dieter Fränzel gegründete Verein „Kommunikationszentrum Wuppertal, Die Börse“ am 8. November 1974 auf dem ehemaligen Gelände des Schlachthofs aufgemacht hatte. Gemeinsam mit Fränzel, der vorher das Aktionszentrum Impuls leitete und in Wuppertal sehr viel in Sachen Jazz bewirkte, kümmerte sich Widmann um die Konzerte. Anfang der 1980er-Jahre kam Frank Gniffke als Booker von Rock- und Weltmusikveranstaltungen hinzu. Die legendäre Tanzveranstaltung Wackeltreff gründete ein paar Jahre früher, 1978, Axel Wiedeweg. Daneben waren in dieser Zeit der Seniorentanz mit Trude Unruh, der Frauenschwoof, politische Runden, Seminare, Performances, literarische Dates (unter anderem mit Erich Fried und Allen Ginsberg), die „Film-Age“ und Friedens- und Anti-Atomkraft-Treffen in aller Munde. Es war sehr viel los.
Für konservative Politiker war der Ort hochbrisant – man äußerte sich öffentlich sehr kritisch darüber. Das Haus stand sogar in einem Bericht des Verfassungsschutzes. Widmann betont aber, dass die Szene dort gemäßigt war. Die extremen Anarchos trafen sich im autonomen Zentrum. Probleme machten rechtsextreme Skinheads, die Scheiben einschlugen und Sachbeschädigung betrieben.
Seit 1996 ist Die Börse, die mit zu den ältesten und größten soziokulturellen Zentren in Deutschland zählt, an der Straße Wolkenburg sesshaft, weil es am Viehhof wegen Ruhestörung zu Konflikten mit der Nachbarschaft gekommen war. Am Programm hat sich seitdem nicht viel geändert: Workshops, Arbeitsgruppen, Tänze oder Nachbarschaftstreffen. Der einstige Selbstläufer Wackelreff wurde gestrichen und erst im letzten Herbst reaktiviert. Widmann diplomatisch: „Läuft noch mäßig“. Die Konzerte sind mit rund 20 im Jahr stark reduziert. Das wird u. a. ein Grund dafür sein, dass der Zulauf stark abgenommen hat. Dieses Jahr wird das Haus vom Jugendamt mit exakt 318.596 Euro bezuschusst. Letztes Jahr setzte sich das Team aus 15 hauptamtlichen Mitarbeitern zusammen.
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