Der vor 20 Jahren ins Leben gerufene WDR-Jazzpreis, mit dem jährlich Jazzmusiker aus NRW ausgezeichnet werden, ist für viele ein Sprungbrett in eine professionelle Zukunft. Preisträger der ersten Jahre wie Claudio Puntin, Markus Stockhausen und Matthias Schriefl zeugen davon. Zwar sind Sparzwänge auch an diesem Preis nicht vorbeigegangen, in Form von weniger Preisgeldern, Zusammenlegung von Preisen und Wegfall des Ehrenpreises. Doch an der überregional hochangesehenen Ehre, ihn überreicht bekommen zu haben, hat sich wohl nichts geändert. Der diesjährige Hauptpreis ging vor ein paar Tagen im Rahmen eines vom Hörfunk gesendeten Konzerts mit der WDR Bigband an Caris Hermes für ihre kompositorische Tätigkeit und ihr Spiel am Kontrabass. Erstmals in der Geschichte schließt sich eine kleine Tournee durch Städte NRWs an. Erste Station ist in Wuppertal die obere Etage des Café Ada, wo der Kulturverein Insel zu Hause ist und für den kurzweiligen Abend mit verantwortlich zeichnet.
Erste Station Wuppertal
Selbstredend ist der Saal mit seinem intimen Ambiente restlos ausverkauft, gilt doch die WDR Bigband als eine der besten ihrer Art in Europa. Sogar die verwöhnten US-Amerikaner ziehen vor ihr den Hut. Namhafte Musiker jenseits des „großen Teichs“ arbeiten immer wieder sehr gerne mit ihr zusammen. Bandleader ist dieses Mal der renommierte Komponist, Dirigent und Holzbläser Steffen Schorn, Leiter der Jazz-Abteilung der Nürnberger Musikhochschule. Mit dabei ist die Sängerin Maika Küster. Last but not least steht Caris Hermes in der Rhythmussektion am Kontrabass.
Präsentiert werden überwiegend Stücke aus ihrer Feder, etwa „Delighted“, „Abeyance“, „Twelve for J.“ und „Blues No.1“. Der einstigen Schülerin von John Goldsby und Robert Landfermann (Folkwang Universität der Künste Essen) sind ruhig-balladeske wie ausgelassen-vitale Nummern mit klaren musikalischen Linien gelungen, in denen professionell tradierte Stile des Straight Ahead oder Swing mit kleinen Tendenzen hin zum Modern Jazz zum Tragen kommen. Steffen Schorn hat sie für die Bigband erstklassig fein nuanciert mit abwechslungsreichen Klangfarben eingerichtet. Hinzu kommen zwei feine, geschmackvolle Sextette für drei Bläser, Klavier, Schlagzeug und Kontrabass von Hermes und dem Saxofonisten Paul Heller. Und zu guter Letzt fetzt es ordentlich bei „The Serpent’s Tooth“ von Miles Davis.
Ruhig bis ausgelassen
Außerdem glänzen Komponistin und Arrangeur als ausgezeichnete Instrumentalisten. Perfekt integriert sich Hermes in die Bigband und demonstriert eindrucksvoll bei ihren Soli eine meisterhafte Spieltechnik. Schorn, der die Band umsichtig leitet, entlockt seinem Tenorsaxophon, Subkontrabass-Saxophon und seiner Kontrabass-Querflöte sonore fantasievolle Tonfolgen. Genauso brillieren die Bandmitglieder neben einem kongenialen Zusammenspiel mit hochvirtuosen solistischen Einlagen. Zwischendurch begeistert Küster bei einigen Titeln dank ihres beweglichen Soprans mit traumhaft schönen glockenhellen Vokalisen. Das Publikum ist hellauf begeistert und feiert die Musiker ausgiebig mit frenetischem Beifall.
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