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Wolfgang Tillmans, Ausstellungsansicht Haus Cleff Remscheid
© Künstler

Das Leben in seinen Facetten

08. September 2025

Wolfgang Tillmans in Remscheid – Kunst in NRW 09/25

Wolfgang Tillmans daheim. Der berühmte, seit dem Turner Prize 2000 international gefeierte, in London und Berlin ansässige Fotokünstler stellt in Remscheid aus – also dort, wo er 1968 geboren wurde und aufgewachsen ist. Sein Werküberblick in Haus Cleff fällt grandios aus. Tillmans bespielt alle drei Stockwerke der Villa und arbeitet mit der Wiederkehr von Motiven und wechselnden Präsentationsformen noch die architektonische Struktur heraus, er zeigt seine Hauptwerke, berücksichtigt die abstrakten Nebenwege und kommt wieder auf Remscheid zurück. So hat er frühe Fotos seiner Familie einbezogen, zeigt aber auch neue Porträts von Arbeitern eines hiesigen Industriewerks.

Der unkonventionelle, aber formal sehr bedachte Zugriff auf populäre Motive, das „Bildwürdige“ von Alltagssituationen tragen zu seinem Erfolg bei. Dazu gehört die lapidar raffinierte Präsentation. Die meisten Fotografien sind ungerahmt, sie wechseln zwischen riesigen Formaten und Postkartenformat, sind in Gruppen über- und nebeneinander und dann wieder vereinzelt präsentiert. Aber Tillmans hat auch ausgelotet, wie weit Fotografie gehen kann, etwa mit Farbverläufen, und dann kehrt er wieder zu Aufnahmen des Horizonts über dem Meer, von Passanten in fernen Ländern, Körperpartien und zu Genreszenen und Porträts zurück. Gleich zu Beginn zeigt er das ikonische Porträt mit Alex im Baum – Alex(andra) wird in verschiedenen Situationen über die Jahre wiederkehren, so wie überhaupt die Ausstellung etwas sehr Persönliches behält. Auch Tillmans selbst taucht auf Fotos auf. Außerdem sind da die berühmten Bildnisse der anderen, etwa von Isa Genzken im Treppenhaus. In einer Wolke winziger Abzüge ist Anthony Fauci zu erkennen, ein Pionier der AIDS- und Corona-Forschung.

Aber es sind auch zwei Filme zu sehen: in einer Kammer das Video „Driving in Remscheid“ (1993), aufgenommen durch die Windschutzscheibe, und die 4-Kanal-Videoinstallation „Moon in Earthlight“ (2021), bei der sich im Dunklen flackerndes Licht zu Formen zusammenschließt und wieder auseinanderfällt. Für Tillmans ist die Ausstellung, die noch wie eine Zwischenbilanz wirkt, sichtlich eine Herzensangelegenheit, dort, wo alles begonnen hat.

Wolfgang Tillmans: Ausstellung in Remscheid | bis 4.1. | Haus Cleff/Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid | 02191 16 25 19

Thomas Hirsch

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