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Der Traum vom eigenen Dach
Foto: adrenalinapura / Adobe Stock

Die Sonne und Du

27. Oktober 2021

Chancen der Solarenergie – Teil 3: Leitartikel

„Unser heutiges, auf fossiler und nuklearer Erzeugung basierendes Energiesystem in Deutschland ist ein Auslaufmodell“, weiß auch das Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), das am 6. August die aktuelle Fassung seiner Abhandlung „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ veröffentlicht hat. Photovoltaik (PV) bezeichnet die direkte Umwandlung von Lichtenergie in Strom. Solarenergie deckte 2020 hierzulande bereits 9,2 % des Brutto-Stromverbrauchs. Das entspricht einem Fünftel aller Erneuerbaren Energien, aus denen wir heute 45 % unseres Stroms speisen. Klingt gut. Kann und muss besser.

Fördern oder vermeiden?

Deutschland gibt sich gern als Vorreiter des Klimaschutzes und fördert ambitionierte Projekte zu Klimarettung und Erneuerbarer Energie. Auch im PV-Sektor wurde und wird geforscht und subventioniert. So etablierte sich in Deutschland der weltweit größte Absatzmarkt für Photovoltaik. Durch geistige und finanzielle Investition wurde die Technik gar erschwinglich: für das eigene PV-Kraftwerk auf Dach und Balkon, für den PV-Ausbau in den Entwicklungsländern. Die Vergütung für PV-Strom ist innerhalb von zwanzig Jahren um ca. 85% gesunken! Das wiederum ist weniger im Sinne der großen Energiekonzerne: Privatleute, die eigenen Sonnenstrom verbrauchen – und den Überschuss gar noch veräußern? Geht’s noch? Der politische Wille lenkte entsprechend ein und verankerte Auflagen, Einschränkungen und Obergrenzen. Zu viel Veränderung gefährdet schließlich die Stabilität, des Wohlstandsbürgers liebstes Wahlversprechen. Fördern und vermeiden – ein absurder Spagat. Entsprechend schlingert die Kiste.

Trotzdem: Deutschland kommt voran. Das beäugen wir hierzulande zwar skeptisch, jenseits der Grenzen aber hat das durchaus Vorbildcharakter. Auch wenn uns China beim PV-Ausbau überholt hat, gelten wir noch immer als Vorreiter, unser Atomausstieg inspiriert weitere europäische Länder. Trotzdem wettern Konservative und Neoliberale beharrlich: Wenn einer allein vorangehe, könne man im Ganzen nichts bewirken. Wir machen nur, wenn alle mitmachen. Was nicht passieren wird. Also machen wir nichts, und genau das wollen wir ja, siehe Stabilität. Liebe Konservative und Neoliberale: Das ist Käse. Unsere Erde, unsere große Not braucht Impulsgeber. Jetzt. Und euer Wahlversprechen ist auf lange Sicht ohnehin nur durch eines umsetzbar: durch raschen Wandel!

Sparen kostet nichts

Bei der Bevölkerung herrscht übrigens längst hohe Akzeptanz in Sachen Solarenergie: Mit 1,7 Millionen PV-Anlagen, darunter 60 % Kleinanlagen und Balkon-Module, sind die Bürgerinnen und Bürger nun ausgestattet. Weil die Sonne nichts kostet. Weil die Ausstattung kaum degradiert noch großer Pflege bedarf. Und weil Erneuerbare Energien (EE) die Zukunft sind: „Aus heutiger Sicht ist ein Energiesystem auf Basis von annähernd 100 % EE technisch und wirtschaftlich darstellbar“, stellt das ISE fest. Dabei muss natürlich auch beim Ausbau Erneuerbarer Energien der Blick auf endliche Ressourcen gewahrt bleiben. Kreativität und Flexibilität bleiben auch gefragt bezüglich alternativer Energien, Energiegewinnung durch instabile Elemente wie Wind- und Sonnenkraft erfordert kluge Koordination.

Hürde und Chance ist und bleibt der Mensch. Länder, Städte, Gemeinden, Investoren, Manager, Verbraucher: Niemand braucht sein Engagement an der Wahlkabine niederzulegen. Jeder kann entscheiden. Für sich, für alle. Nicht zuletzt, indem er sich über verantwortungsvolle Energiequellen informiert. Zuallererst, indem er Energie spart. Sparen kostet nichts.


GRÜNE ENERGIE 2030 - Aktiv im Thema

buendnis-buergerenergie.de | Im Bündnis Bürgerenergie versammeln sich regionale Akteure für eine grüne Energieversorgung.
robinwood.de | Die Gewaltfreie Aktionsgemeinschaft Robin Wood kämpft für ökologische und soziale Gerechtigkeit.
germanwatch.org/de/investitionen-energiewende | Forschungsprojekt von Germanwatch zu Chancen und Problemen der Energiewende.

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Hartmut Ernst

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