Die Geschichte der Einfachrohrblattinstrumente, wozu die Klarinette gehört, reicht bis in die Antike zurück. Dieses Holzblattinstrument entstand aber erst zu Beginn des 18 Jahrhunderts. Heute gibt es verschiedene Typen wie die Böhm-Klarinette oder das Oehler- bzw. deutsche System. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann sich die Klarinette als Orchesterinstrument durchzusetzen. Erst zur Zeit Ludwig van Beethovens war sie ein fester Bestandteil des Orchesters. Dieses Instrument steht im Vordergrund des jüngsten Konzerts im Rahmen der Reihe „Musik auf dem Cronenberg“ im voll besetzten Zentrum Emmaus.
Mit einem abwechslungsreichen Programm ist das Trio Schmuck auf die Wuppertaler Südhöhen gekommen. Wolfgang Amadeus Mozarts „Kegelstatt-Trio“ in Es-Dur, KV 498 für Klarinette, Bratsche und Klavier. Es entstand 1786, also zu einer Zeit, als sich Klarinette noch nicht durchgesetzt hatte. Wie fast alle Werke des Komponisten, die er aus Freundschaft komponierte, stecken in diesem Opus viele unterhaltsame Melodien und elegante Klangmischungen. Es ist eines seiner innigsten Kammermusikwerke und lebt von raschen Emotionswechseln. Klarinettistin Sayaka Schmuck, Bratschistin Barbara Buntrock und Pianist Andreas Hering bringen diesen Gehalt klar zum Ausdruck. Das beredte Motiv zu Beginn des Andante wird im weiteren Verlauf hin zu großer Intensität gesteigert. Das für Mozart typische Umschlagen von heiterer Gelöstheit in Mollabgründe im sich anschließenden Menuetto kommt genauso stimmig vom Altarraum wie die geniale Verbindung von Satz, Kontrapunkt und Tanzrhythmus im finalen Rondeaux. Ausdrucksstark und sehr emotional spielen Schmuck und Hering das berühmte Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622 in einer Duo-Fassung.
Märchenhaft
Robert Schumanns „Märchenerzählungen“, vier Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier, op. 132 aus dem Jahr 1853 verstanden Zeitgenossen als Musikumsetzung von Grimmschen Märchen. Doch daran dachte der Komponist weniger. Es ging ihm generell um eine märchenhafte Aura. Er nannte die Stücke „märchenartig“. Die Instrumentenzusammenstellung erschien ihm „von ganz eigen-thümlicher Wirkung“. Poetisch-märchenhaft sind sie also zu verstehen. Diese Sichtweise vermittelt das Trio ausgezeichnet. Wie Feenmusik wird Nummer 1 zu Gehör gebracht, wie ein Riese polternd das sich anschließende Stück. Lyrisch, zart-wogend erklingt es danach, bevor der Zyklus kraftvoll-ungestüm endet. Hier wie auch beim Mozart-Trio glänzt Buntrock mit einem sonoren, tragfähigen wie beseelten Bratschenton.
Trockener Ton
George Gershwins „Three Preludes“ sind ursprünglich für Klavier solo geschrieben. Es gibt aber auch ein Arrangement für Solostimme und Klavier, das Schmuck und Hering unterhaltsam vorstellen: ausgelassen im Charleston-Rhythmus, anschließend balladesk nach Art eines Blues und schließlich ausgelassen der Foxtrott. Hier und bei den anderen Stücken überzeugt Schmuck mit einem sanglichen Klarinettenspiel.
Neben seinem einfühlsamen Klavierspiel im Duo und Trio überzeugt Hering auch als Solist. Domenico Scarlattis zwei Sonaten in A Dur (K322 und K212) gestaltet er tadellos und der Barockzeit angemessen mit einer trockenen Tongebung. Die drei populären Songs „Wonderful“, „The Man I love“ und „I got rhythm“ von Gershwin für Klavier solo präsentiert er schwungvoll.
Für den begeisterten Beifall bedankt sich das Trio Schmuck mit dem „Nachtgesang“ von Max Bruch. Es ist die sechste Nummer aus „Acht Stücke“ op. 83.
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