Liebe ist nicht nur ein Wort. Der Titel ist bei Hagen Rether seit vielen, langen Jahren Programm. Und weil sich unter diesem Begriff so vieles subsummieren lässt, ist er wie geschaffen für einen Mann wie ihn, dem die kabarettistische Form ungeahnte Ausschmückungen gibt.
Seit mehr als zehn Jahren rockt der so charmant wirkende Plauderer mit seinem ewigen Thema sein Publikum. Unverändert ist der Titel, einem permanenten Wandel unterzogen allerdings ist der Inhalt. Denn Katastrophen gibt es immer wieder neue und andere, manche scheinen, als seien sie miteinander verwandt, andere so, als seien sie bloß eine Variante von Altbekanntem. Aber sind zunehmende Beleidigungen als Standard unter den Bürgern, verurteilte linke Politiker, die es wagen, sich gegen Nazi-Gesülz einzumischen und die lange Phalanx von Superspottbilligkäufern, die sich darüber ärgern, ein Schnäppchen verpasst zu haben, aber sich über Gammelfleischskandale wundern, sind diese Themen und Personen nicht gute Gründe, sie kabarettistisch zu präsentieren?
Untertanenhaftes Geheule gegen ein Imaginäres „da oben“ gibt es bei Hagen Rether nicht. Er führt mitunter seine Zuhörerschaft an der eigenen Nase durch den Ring, die sich als Phrasendrescher, Gutmenschen und Augenverschließer bei ihm auf einiges gefasst machen müssen. Sie alle entlarvt er als Anspruchsgesellschaft am Rande des kollektiven Nervenzusammenbruchs, die sich ein ewiges Leben in Jugend und Frische wünscht, sich aber spätestens nach einem Tag mit sich selbst zu Tode langweilt.
Hagen Rether in seinen unendlichen Monologen zuzuhören, überwiegend ein böser Spaß und hinterlässt bei Hirnbegabten mitunter einen bittersüßen Nachgeschmack. Erlebenswert ist „Liebe“ unbedingt. Und ehe es so weit ist, steht dem braven Bürger eine heiter-besinnliche Vorweihnachtszeit bevor. Wie immer leuchten dazu Tannenspitzen auf diversen Verkaufsmärkten, die die große Bühne für rauschende Gelage mit Glühwein und unfassbaren Dingen sind, die sich als Geschenk an die Liebsten weitergeben lassen. In Schlosshof und Garten des als „Lüntenbeck“ bekannten Ensembles gibt es die wohl hübschesten Angebote als Kunsthandwerk. Und als besonderes Bonbon bittet der Mann mit der Tolle zum Konzert. Knapp zehn Jahre liegt es inzwischen zurück, dass ein gewisser Götz Alsmann, fernsehprominent durch das Format „Zimmer frei“, allerdings studierter Musiker, mit der WDR Big Band zusammenkam. Nicht zum Plaudern, sondern um traditionelle Winter- und Weihnachtslieder neu zu arrangieren und damit eine Platte zu füllen. Das Ergebnis heißt „Winterwunderwelt“ und ist ein solcher Knaller gewesen, das Teil zwei rasch nachgelegt wurde. Und, so sagt der Veranstalter, „es kommt noch besser: Götz Alsmann und die WDR Big Band unter der Leitung von Ansgar Striepens gehen mit ihrer Platte auf Tour“. Dabei machen sie Station in der Stadthalle, um in der ihnen eigenen Art – und sicher mit dem einen oder anderen Alsmann-Kommentar versehen – ihr Best of zu präsentieren.
Götz Alsmann und die WDR Big Band | Fr 18.12. 20 Uhr | Stadthalle | 0202 24 58 90
Hagen Rether | Sa 9.1.16 20 Uhr | Stadthalle | 0202 24 58 90
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