„Spielende Frauen sind zwar in Deutschland immer noch eine Minderheit, aber die Zielgruppe wächst“, resümiert Natalia Kost (25), Studentin des Masters of Education an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie glaubt, dass Handy-Apps der Frauenwelt den Weg in die Spielewelt erleichtert haben. Das Klischee vom Pizza futternden Nerd am PC ist längst überholt. Dennoch wird die Gamewelt immer noch eher negativ als Flucht vor der Realität betrachtet, vor allem wenn es um MMORPGs (Massively multiplayer online role-playing games) geht.
In Großbritannien waren laut Guardian bereits 2014 52% aller Gamer Frauen. Im Bereich weiblicher Spieleentwickler sieht es dagegen mau aus, weltweit sind es gerade einmal 3%. Natalia spielt selbst gern, fing als Teenager damit an, derweil hat sie mehrere Konsolen zur Auswahl. Als Zeichnerin hätte sie auch Interesse an einem Spieldesign-Beruf, weiß aber, wie schwierig dieser Weg ist, vor allem für Frauen. Und was mögen Frauen? Strategie- und Simulationsspiele, allen voran der Klassiker „Sims“, auch das Klischee der Umsorgerspiele ziehe gut, meint Natalia. Ebenso wie ein fröhliches Comic-Design. Ihr gefällt auch ein düsterer Steampunk-Stil.
Im Rahmen ihres Studiums nahm Natalia an einem Videospiel-Forschungsprojekt teil, das auch der Frage nachging, wer mit wem spielt, untersucht am MMORPG „Guild Wars 2“. Die Umfrage umfasste 584 nationale TeilnehmerInnen und zeigte, dass sich unterschiedlichste Menschen zu virtuellen Gilden vereinen; Alter, Geschlecht, Schicht, Wohnort spielen keine Rolle. Es bilden sich intensive Kontakte von einander zuvor meist völlig Fremden. Dennoch werden virtuelle Kontakte oft als weniger echt empfunden. Doch auch realer Kontakt kann entstehen, Natalia hat ihren Freund über ein Spieleforum kennengelernt.
Und wie sieht es bei den Spielfiguren aus? Natalia mag Designs, die viel Gestaltungsraum für die eigene Fantasie erlauben, trotzdem muss die Figur gut in die Spielewelt passen. Egal welches Geschlecht, Übertreibung ist fehl am Platz: Weder Busenwunder noch große Muskelpakete sind gefragt, Natalia lehnt die Figur gern an sich selbst oder einen eher durchschnittlichen Männerkörper an, mit einigen zur jeweiligen Welt passenden verbesserten Eigenschaften.
Frauen neigen dazu, unterstützende Charaktere zu wählen, wie Heilerinnen oder Magierinnen. Allerdings beschränkt sich das Angebot weiblicher Charaktere eben allzu oft hierauf. Hier wünscht Natalia sich, dass Frauen mehr gleichwertige Charaktere zur Wahl haben. „Immer noch sind Frauen eher die naive, hübsche Begleitung“. Starke Anführerinnen sind derzeit in der Kinowelt ein Trend, sie hofft, dass dies vielleicht auch auf die Spielewelt abfärbt. Bis auf Weiteres bleiben bei prominenten Spielen, vor allem aus dem asiatischen Raum, sexualisierte Frauenbilder ein offenkundiges Thema – inklusive Blick unter den Rock.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
whizkidsworkshop.com/projects/tibeb-girls | Auftritt der „Tibeb Girls“, von denen der Cartoon auf dieser Seite eine Kostprobe gibt.
spielbar.de | Die Bundeszentrale für politische Bildung über Computerspiele. Für Eltern, Pädagogen und Spieler.
computerspielemuseum.de | Europas erstes Computerspielemuseum steht in Berlin und bietet auch etwas zum „Remote-Besuch“.
ratking.de | Deutsches Spiele-Label, das von der Indie-Designerin Jana Reinhardt mitgegründet wurde.
Welten retten: Das ist jetzt Frauensache
Schon den Avatar getauscht? Zukunft jetzt!
Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Grüße aus und nach Äthiopien
Tibeb Girls: Superheldinnen kämpfen digital und analog
Amazone und Couchkartoffel
Computerspiele können das Leben bereichern. Aber sie sind nicht das Leben
„Vielen Männern nimmt es den Spaß, wenn sie gegen eine Frau verlieren“
Counterstrike-Spielerin Kathleen Letsch über Geschlechterrollen in der Gaming-Szene
Solidarische Spiele
Britische Spieldesignerinnen organisieren sich in Verbänden – Thema 03/18 Spielfrauen
Erst die Wohnungssuche, dann die Jobvermittlung
Die Flüchtlingshilfe Wuppertal West
Wuppertal hat gute Nachrichten
„Für mich war im Jahr 2019 bisher die beste Nachricht …“
Einen Bewusstseinswandel anstoßen
Die Initiative Klimanetzwerk Wuppertal
Das Vertrauen zurückgewinnen
Missbrauchsprävention in St. Laurentius
Wuppertaler Pazifismustradition
Seit über 100 Jahren für eine friedliche Welt
Stadt Wuppertal goes Europe
Kultureller Austausch für städtisches Personal
Rat und Begleitung in den ersten zwölf Wochen
Donum Vitae unterstützt Frauen in Schwangerschaftskonfliktfällen
Auf dem Boden bleiben
Wuppertal Institut skeptisch gegenüber Flugtaxis
Geburtshilfe im Tal
Das Wuppertaler Geburtshaus und der Hebammenmangel
Widerstand gestern und heute
Gedenken und Erforschung sozialer Bewegungen im Bergischen
Gemeinsame Ernte im Tal
Solidarische Landwirtschaft holt VerbraucherInnen aufs Feld
Energiewende selbstkritisch
Ideen von und für EnergiebürgerInnen in Wuppertal – Thema 10/18 Dezentrale Energien
Gesunder Menschenverstand ohne Politlabel
Vielfältiges demokratisches Engagement in Wuppertal
Die Utopie im Blick
Fairer Handel in Wuppertal – Thema 08/18 Fair Handeln
70 Jahre Generationendialog
Seit 1948 verbindet das Wuppertaler Nachbarschaftsheim Menschen jeden Alters miteinander – Thema 07/18 Ewig Jung
Mehr Jungs in untypische Berufe
Wuppertaler Boys' Day mit über 70 Betrieben – Thema 06/18 Vaterlos
Im Tal der Kampfgeister
Die Wuppertaler Marx-Engels-Stiftung übersetzt alte Fragen in die Gegenwart – Thema 05/18 Karl Marx
Kein Bienenstock ist privat
Wuppertaler Initiative „Koppauf“ bündelt Wissen ums nachhaltige Leben – Thema 04/18 Bienenglück
Opfer sind nie offline
Der Wuppertaler Verein Nummer gegen Kummer hilft professionell in allen Lebensfragen – Thema 02/18 Ausgeliefert
Das Wort erheben wie Ex-Soldat Wegner
Durch aktive Völkerverständigung wird das Erbe des Elberfelder Autoren gepflegt – Thema 01/18 Versöhnung