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Henner Kallmeyer
Foto: Presse

„Wie wird man ein Held?“

11. Dezember 2020

Nun als Stream: Henner Kallmeyers „Robin Hood“ mit weiblicher Heldin – Premiere 12/20

Aktuell: Die Premiere im Opernhaus musste ausfallen. Tickets für Streaming-Termine ab 26.12. und Video on Demand sind für 10 € erhältlich. – Die Redaktion


engels: Herr Kallmeyer, Robin von Loxley – ein neuer weiblicher Stern am kindlichen Heldenhimmel?

Henner Kallmeyer: Es geht tatsächlich darum, was einen Helden ausmacht. Es gibt ja tausende Variationen von Robin Hood, aber keine mit Robin als Mädchen. Das fand ich als Kind schon komisch – meine Mutter hat mir dann erklärt, dass Robin Rotkehlchen bedeutet und ich fand ihn einen komischen Männernamen. Dann habe ich mir überlegt, was sind so die Stereotypen, was macht einen Helden aus und wie wird man ein Held oder eine Heldin? Sie hat eine privilegierte Position als Prinzessin und muss in den Wald fliehen und begibt sich auf die Suche nach dem echten Robin Hood. Und merkt mit der Zeit, dass man den Held in sich selber entdecken muss.


Foto: Uwe Schinkel

Es gibt aber jetzt keinen Prinz Marian(ne), oder?

Doch tatsächlich. Das war der nächste Gedanke, den ich hatte: Wenn Robin ein Mädchen ist, das sich als Junge verkleidet, was ja heute gar nicht so unüblich ist, dann ist die eigentliche Herausforderung, einen Jungen zu haben, der dann das Prinzessinnenkleid anzieht. Das hat großen Spaß gemacht, es zu schreiben. Mario, also eigentlich Marian(ne), ist ein Taschendieb, der das Kleid im Wald findet. Er denkt, dass so ein Kleid keine schlechte Arbeitskleidung ist, weil als Prinzessin verkleidet wird man eben nicht so leicht verdächtigt. Dann zieht er es an und später wird es zur Selbstverständlichkeit, dass er ein Kleid trägt.

Das Ganze ist also märchenhaft gendergerecht im generischen Femininum auf der Suche nach einer männlichen Legende.

Ja. Im Grunde versuche ich das alles auszuhebeln. Egal, ob du ein Junge oder Mädchen bist, Hauptsache du entdeckst deinen Mut und traust dich dein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Was ist das Besondere beim Inszenieren mit Orchester – das ist ja keine Oper?

Das ist die zweite Zusammenarbeit mit William Shaw und eigentlich ein Zufall. Er sollte für den Kleinen Lord im letzten Jahr nur zwei Musiken raussuchen, stattdessen hat er einen kompletten tollen Soundtrack komponiert. Zuerst sollte das bei Robin Hood wegen Corona eine kleine Besetzung werden, aber jetzt hat er einen fetten Soundtrack geschrieben zwischen Hollywood und großer Oper. Manchmal, denke ich, das ist aber eine Aufgabe.

Wie verändert das denn die Choreografie zwischen den Schauspielern auf der Bühne? Müssen die bei jedem Gesang stehenbleiben?

Wir proben gerade an den musikalischen Szenen und wie man die in Bewegung kriegt. Gesang gibt es gar nicht so viel. Hauptsächlich ist es wie ein Soundtrack. Robin verirrt sich im Wald, der Sheriff von Nottingham verfolgt ihn, düstere Musik, ein lustiger Bär taucht auf, lustige Musik.

Warum wird es nicht im Opernhaus gespielt, im Engelsgarten dürfte ja wohl um die Karten gefochten werden, oder?

Coronabedingt ist es gar nicht mehr möglich im Theater am Engelsgarten zu spielen, da dürfen zu wenige Leute rein. Jetzt spielen wir tatsächlich erstmal im Opernhaus, und da können dann auch mehr Musiker aus dem Sinfonieorchester auf die Bühne.

Wir kennen ja alle die Verfilmung mit Sean Connery als König – ist das jetzt ein Prequel oder ein Sequel der alten Ballade?

Ein Sequel. An den Film mit Sean Connery hab ich ganz viel gedacht, weil der gerade gestorben ist. In dem Kevin-Costner-Robin-Hood hat er ja einen kurzen Auftritt. Er hat auch später einen Film gemacht über den alten Robin Hood. Wir haben einen geheimnisvollen älteren Mann, den sie im Wald trifft.

Wir wollen ja nichts verraten, aber bei einem Familienstück ab 6 Jahren heißt die Hexe da Morgana oder eher Bibi Blocksberg?

Bei uns heißt die Hexe Bärbel. Aber was wir da machen geht schon eher in Richtung Morgana. Meine Frau macht die Kostüme und „Game of Thrones“ ist da immer ein gutes Vorbild, gerade was das Mittelalter angeht. „Game of Thrones“ ist als Inspiration für solche Stücke ideal.

Solange nicht die weißen Reiter kommen.

Soweit geht es nicht. Es ist ja ab 6 Jahren. Aber ein bisschen gruselig darf es trotzdem sein.

Robin Hood | R: Henner Kallmeyer | Streaming-Termine: Sa 26.12.(P), Sa 2.1., Sa 9.1. je 15 Uhr | Schauspiel Wuppertal | www.schauspiel-wuppertal.de/robin-hood-stream

Interview: PETER ORTMANN

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