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Martin Parr, Chichen Itza, Mexiko
© Martin Parr / Magnum Photos

Menschen und Farbe

11. September 2019

Martin Parr in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/19

Martin Parr polarisiert charmant. Darf man Menschen und ihre Umgebung so fotografieren, und steht der Gebrauch der Farbe, zumal Parr Blitzlicht im Außenbereich verwendet, nicht der dokumentarischen Seriosität im Weg? Wo hört der Schnappschuss auf und wo beginnt das Porträt?

Martin Parr, 1952 geborener, britischer Fotograf und Mitglied der renommierten Foto-Agentur Magnum, gehört zu den Künstlern mit Fotografie, die auch über Insiderkreise hinaus Berühmtheit besitzen. Das liegt am Verblüffenden, Unkonventionellen, Humorvollen oder auch mal Verstörenden seiner Aufnahmen und an den tiefen Wahrheiten, die Parr über die Menschen und ihre Gewohnheiten mitteilt. Seine Lieblingsmotive sind Touristen, gerne am Strand oder in fernen Ländern und Kulturen.

Dazu kommen die Menschen in ihrer Privatheit, etwa wenn sie gelangweilt zusammensitzen oder engagiert ihrem Hobby nachgehen. „Ich liebe Obsessionen, denn ich bin selbst obsessiv“, sagt Martin Parr. Er nimmt seine Aufnahmen nicht leichthin auf. In seiner Fotografie ist er hochkonzentriert, komponiert die Ausschnitte, achtet gerade auf Details, die für die Bildaussage erhellend sind und bleibt doch in dem, was er zeigt, diskret und distanziert. Bloßstellungen gibt es bei ihm nicht, vielmehr tiefere Erkenntnisse.

Das verdeutlicht nun auch seine Werkübersicht im NRW-Forum in Düsseldorf, die etliche wichtige Serien seit seinen Anfängen mit Schwarz-Weiß-Fotografie umfasst. Und sie hält eine Premiere bereit: Sie zeigt, fotografiert in Düsseldorf, seine jüngsten Aufnahmen von Kleingärtnern in ihren Schrebergärten, teils mit der Familie, manchmal auch in der liebevoll eingerichteten Hütte. Eigentlich ist in diesen Fotografien alles normal, sie bilden den Alltag ab. Dann aber entdeckt man feine Korrespondenzen, farbliche Wiederholungen; die Art, wie ein Kleingärtner im Bild steht; wie der Hund in das Bild passt; wie sich Paare zueinander verhalten. Das ist alles sehr respektvoll beobachtet. Es hat am Schluss eigentlich wenig mit den Kleingärten selbst zu tun, sondern damit, wie wir uns in vertrauter Umgebung verhalten, und sogar damit, wie wir uns – ja, durchaus – in der Zivilisation einrichten und eine eigene Identität finden.

Martin Parr | bis 10.11. | NRW-Forum Düsseldorf | 0211 892 66 90

Thomas Hirsch

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