Für gewöhnlich sind Mäuse ja ein bisschen „ihhh“ und „pfui“, und in anständigen Haushalten glänzen sie durch Abwesenheit. Anton, Willi und Franz sind aber ein anderes Kaliber. Die drei sind selbstverständlich ebenso schnuckelig wie gewitzt, niedlich und keck. Die Brüder leben unter Frau Hoffmanns Sofa, und alles könnte so schön sein, stünde nicht das traditionelle Fest der Feste an, der Geschenkemarathon namens Weihnachten.
Erstens belagert dann Tante Lizzy aus Berlin die Bude, die den Mäusejungs die besten Plätzchen wegfuttert. Noch schlimmer als die überaus egoistische Tante aber ist der diesjährige Weihnachtswunsch der Tochter des Hauses: eine Ka-Ka-Katze. Oh Gott!
Lars Emrich, Künstlerischer Leiter des Kinder- und Jugendtheaters, hat dieses von Gertrud und Thomas Pigor ersonnene Stück ausgewählt, die Regisseurin Nina Buzalka macht daraus ein musikalisches Happening für die ganze Familie. Die Betonung legt sie nicht auf „Weihnachtsmärchen, sondern ich lege Wert darauf, dass alle Spaß haben“. Dieser Spaß soll Kinder ab sechs und Urgroßmütter um die 99 Jahre mitreißen. Ein Musical, so sagt die gebürtige Wuppertalerin, ist „immer spannend, weil Kinder damit besonders gut erreichbar sind“. Die für dieses Singspiel verfassten Melodien „haben alle Ohrwurm-Potential“, als besonderer Gassenhauer bereits während der Proben entpuppte sich „Eine Maus muss flink sein“.
Weil der musikalische Part bei „Anton“ eine so wichtige Rolle einnimmt, gibt es entsprechende musikalische Unterstützung. „Die Bergische Musikschule stellt die Band“, erzählt die Regisseurin. Saxophon, Klavier, Gitarre und Schlagzeug sorgen als gut geölte Sound-Maschine für den richtigen Rhythmus. Und damit die Darsteller ebenfalls die richtigen Töne treffen, hat sich eine Gesangslehrerin ihrer angenommen. „Wir konzentrieren uns komplett auf Gesang und Spiel“. Bekanntermaßen sind die Bühnenbilder des Ausstatters Laurentiu Tuturuga minimalistische Wunderwerke, die trotz Sparzwangs ganze Zauberwelten entfalten. „Diesmal werden wir nicht dreidimensional, die Kulisse ist zweidimensional und schaut aus wie gemalt.“ Und die Mäuse agieren nicht etwa in Ganzkörperkostümen. Anton, der Jüngste und so etwas wie ein Wunderkind, hat einen Violinschlüssel am Schwanz und könnte Geige spielen, die Geige aber ist nicht im Mäuseformat, sondern aus menschlichen Requisiten. So wie der Strohhalm zum Fernrohr mutiert, werden aus Streichholzschachtel und Nussschale eine Geige. Auch Franz, der Sportliche, und Willi, dessen liebste Beschäftigung das Jagen und Erlegen von Süßigkeiten ist, tragen als Maus-Ausstattung lediglich die typischen Mauseohren. Eine wichtige Rolle nimmt die Hausspinne ein, die sprichwörtlich die Fäden in der Hand hält. Und weil sie so klug und weitsichtig ist, nimmt das Musical um das ursprünglich hysterisch ausgerufene „eine Ka-Ka-Katze?!“ kein dramatisches, sondern selbstverständlich ein familienkompatibles, glückliches Ende. Und eines, das wie nebenbei den bei so vielen Menschen grassierenden Weihnachtswahnsinn in Sachen Besinnung und Tradition mal ganz anders beleuchtet.
„Anton – das Mäusemusical“ I Premiere 9.11. 16 Uhr I Aula des Berufskollegs Elberfeld I www.kinder-jugendtheater.de
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