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Foto: Hartmut Sassenhausen

Erfolgreiche Nachwuchsarbeit

02. Juli 2024

Jubiläumskonzert der Wuppertaler Kurrende – Musik 07/24

Vor rund drei Monaten, am 22. März, feierte die Wuppertaler Kurrende ihren 100. Geburtstag. Vieles hat sie seitdem erlebt. Von Erich vom Bauer als Elberfelder Kurrende gegründet, 1949 in den heutigen Namen umgetauft, ist sie weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Dafür sorgten unter anderem erfolgreiche Tourneen im In- und Ausland sogar bis über den Großen Teich. Zweimal war sie Bundessieger des Deutschen Chorwettbewerbs in der Kategorie Knabenchöre. Erst kürzlich wurde sie durch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit der Zelter-Plakette ausgezeichnet. In Wuppertal ist sie seit Generationen gerade wegen ihrer Mitgestaltung von Gottesdiensten und den Quempas-Konzerten in der Adventszeit in aller Munde. Ganz groß wird das Jubiläum mit einem Festkonzert in der Historischen Stadthalle gefeiert. In Scharen pilgert man dorthin, so dass der Große Saal fast ausverkauft ist, sehr viele Personen der Öffentlichkeit sind gekommen, wie Oberbürgermeister Uwe Schneidewind oder der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.

Blick in die Zukunft

Der traditionsreiche Knabenchor lässt sich nicht lumpen, hat er doch die Elberfelder Mädchenkurrende, das Sinfonieorchester Wuppertal und vier namhafte Gesangssolisten für die Veranstaltung gewinnen können. Auch das Programm ist passend ausgewählt: Johann Sebastian Bachs Chorkantate „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ BWV 117 und Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfoniekantate „Lobgesang“ op. 52, auch als 2. Sinfonie bekannt. Und um es gleich vorwegzunehmende: Die nicht enden wollenden berechtigten stehenden Ovationen am Schluss zeugen davon, dass die Kurrende positiv in die Zukunft blicken darf.

Ruft man sich nämlich in Erinnerung, dass die fest verwurzelte städtische Institution bis vor zwei Jahren im Laufe von einigen Jahren gesanglich hörbar sehr stark nachgelassen hatte und in dieser Zeit die Nachwuchsarbeit brach lag, kann dieses Geburtstagskonzert als äußerst gelungen bezeichnet werden. Seit Lukas Baumann im Sommer 2022 neuer Künstlerischer Leiter wurde, hat sich in dieser kurzen Zeit sehr viel getan. Die Nachwuchsförderung hat richtig Fahrt aufgenommen, der Konzertchor der Kurrende kontinuierlich das gesangliche Niveau gesteigert. So hören sich während des gesamten Verlaufs die Chorpassagen homogen und fein abgestuft an, Intonationsprobleme scheinen der Vergangenheit anzugehören. Bis auf eine kleine Unsicherheit bei einem Einsatz des Texts „Alles was Odem hat“ bei Mendelssohn sind die Gesänge ausgewogen, wobei die von Angelika Küpper einstudierte bestens disponierte Mädchenkurrende einen sehr großen Anteil hat. Bachs galante, in munteren Tanzstilen verfasste Festkantate und Mendelssohns stimmungsvolle Musik intonieren sie sehr stilsicher. Dass die Männerstimmen sich dynamisch nicht immer durchsetzen können, ist einzig dem in diesem Fall verzeihlichen Übergewicht an Sopran- und Altstimmen geschuldet. Dieser Mangel fällt also nicht sonderlich ins Gewicht.

Tragende Soli

Dabei erweist sich Baumann als ein an der der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar gründlich ausgebildeter Dirigent. Er, der vor Beginn seiner Ausbildung für rund zwölf Jahre hier in der Kurrende sang und vor seinem Amtsantritt die Nachwuchschöre des renommierten Windsbacher Knabenchors leitete, lotst stets umsichtig, verlässlich und vorausschauend durch den Gesangs- und Notentext und vermittelt mit seiner beweglichen Körpersprache seine musikalischen Vorstellungen. Bei Bach und der Strophe „Nun danket alle Gott“ a cappella bei Mendelssohn kommt er ohne Taktstock aus, formt dafür umso mehr mit seinen Händen die musikalischen Linien. Und wie es sich gehören sollte, was leider auch manche namhafte Dirigierten vielleicht wegen ihres Egos ignorieren: Wie seit der Barockzeit en vogue dirigiert er die Continuo-Stellen und das nur vom ersten Geiger begleitete Bass-Solo „Wenn Trost und Hülf ermangeln muß“ erfreulicherweise nicht, damit sich so, wie es sich gehört, die Instrumentalisten und Sänger frei und unverkrampft entfalten können. Die Gesangssolisten können sich qua seiner mitatmenden Begleitung bei ihm aufgehoben fühlen, ihre tragfähigen Stimmen voll zur Geltung kommen lassen. Die Altpartien bei Bach wie die zweite Sopranstimme bei Mendelssohn gestaltet Bettina Ranch mit ihrem variablen Mezzosopran ergreifend ausdrucksstark. Bei beiden Werken brilliert außerdem Andreas Post mit seinem nuancierten lyrischen Tenor. Bachs Stellen für Bass solo singt Bariton Thomas Laske klar und nachdrücklich. Dorothea Brandt glänzt bei Mendelssohn mit einem lockeren, glockenhellen Sopran selbst in den höchsten Tongefilden. Dazu spielt das städtische Orchester differenziert und ausgewogen auf, passt sich dynamisch bis auf kleine zu laute Stellen den Chorgesängen an. Wenige Passagen wie im ersten Satz das Allegro bei Mendelssohn wirken ein wenig fest, verkrampft, da das Tempo einen Tick zu schnell gewählt ist.

Hartmut Sassenhausen

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