Bereits zum achten Mal können Kay Hoffmann und Bastian Hass, die Inhaber des urigen und kultigen Café Zweistein, zusammen mit ihrem Team den Geburtstag ihres beliebten Kneipenprojektes feiern. In gewohnter Festival-Manier steht der ganze Tag im Zeichen von Konzerten, Bier und Leckereien, alles unter freiem Himmel und in Kombi mit einem kleinen Flohmarkt. Dank der guten Lage am Robert-Daum-Platz hat auch niemand etwas gegen die Klänge der Musiker und so startet um 13:30 Uhr die Indie-Rock- Band Sofa mit Coversongs, unter anderem von The Smiths oder den Kings of Leon. Ein guter Einstieg mit Akustikgitarren und sanften Stimmen.
Aufmerksamen Besuchern wird an diesem Tag vor allem eines auffallen: Ein schwarzer Hut, der nach jedem Konzert die Runde macht. Besagter Hut, der eingefleischten Zweistein-Gästen bereits von den berüchtigten Bierbingo-Abenden bekannt sein dürfte, dient ausnahmsweise nicht zum Entnehmen von Nummern, sondern zum Einwerfen von Geldscheinen und/oder -stücken. Ein kleiner Obolus für die insgesamt sechs Bands. Kay Hoffmann geht, wie auch sonst an jedem Donnerstagabend, mit Hut und Mikro nach den Auftritten durchs Publikum um lauthals zu verkünden: „Leute, der Hut muss voll werden!“.
Volle Besetzung auf der LKW-Bühne: Hartz V Foto: Karin Engels
Gar nicht sanft und lauschig sind dagegen die Töne der zweiten Band, Hartz V, die sehr rockig, mit viel Schlagzeug und dank der herrlich-rauen Stimme von Frontfrau Wenche das Publikum für sich begeistern können. Die „wichtige Durchsage“ von Kay Hoffmann,dass der Folgeact Alice Bipolar kurzfristig absagen muss, sorgt einerseits zwar für Enttäuschung, bedeutet aber auch, dass die Hartz V-Rocker noch länger spielen können. Auch One Eye Open im Anschluss profitiert von der Absage und kann früher als geplant auf die auf Paletten gebastelte Anhänger-Bühne treten und die Zuhörer mit Folksongs zum Mitklatschen animieren. Das Singer-Songwriter Duo spielt unplugged und hat sogar eine Ukulele im Gepäck.
Wieder erscheint der Hut in der Menge und wird von allen Seiten reichlich gefüllt. Wer genug hat vom Band-Bestaunen, schlendert stattdessen über den Flohmarkt, der sich links und rechts der Bühne erstreckt. Hier gibt es alles, was das Vintage-Herz begehrt: Taschen, Schuhe, Platten und ein bisschen Kitsch, der auf keinem Trödelmarkt fehlen darf.
Stärkung verspricht der mittlerweile berühmte Zweisteinburger, mit oder ohne Fleisch, den man im Biergarten zwischen Café und Bühne, verzehren kann. Auch für Paella, Waffeln und andere Speisen ist gesorgt.
Gänzlich anders als die bisherigen Bands ist der Sound des Drum´n´Bass-Elektro-Duos Happy Horseman, die mittels Laptop und einem mysteriösen Gerät, das stark an den Physikunterricht in der Schule erinnert, sphärische Elektroklänge erzeugen. Getoppt werden kann diese Performance nur durch den Auftritt der Ass Radio Chicks, die ein wenig wie 80er Jahre-Metaller aussehen und schwere Gitarren- und Schlagzeugklänge auffahren. Wie jedes Jahr endet aber das Konzert mit den Irish Folk-Klängen von Musiker Daeng, eine Art Tradition. So geht das achte Straßenfest langsam zu Ende, mit vielen glücklichen Besuchern, einem noch glücklicheren und stolzen Zweistein-Team und einem prall gefüllten schwarzen Hut mit Krempe.
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