FRAGEN DER ZEIT – Zukunft JETZT
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Papst Franziska / Die zweite Reformation
Manchmal überzeugt sogar die Wahrheit nicht. Papst Franziskus hielt am Ende des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan fest: Kindesmissbrauch sei ein gesellschaftliches und kulturübergreifendes Problem, finde statt im Familienkreis, in Vereinen und Schulen. Das ist wahr. Aber nicht genug aus dem Mund des Papstes. 3677 Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche nennt die Studie der Deutschen Bischofskonferenz 2018, größtenteils begangen an männlichen Kindern und Jugendlichen. Eine vielfach höhere Dunkelziffer ist anzunehmen. Weltweit erschüttern ähnliche Befunde die Kirche. Hinzu kommt, dass sie sich nicht dadurch hervorgetan hat, mit Ermittlungsbehörden zu kooperieren, Täter zu benennen und Opferschutz voranzubringen. Sie hat im Gegenteil beschwichtigt und vereitelt – ein Vorwurf übrigens, der auch die evangelische Kirche und ihren Umgang mit Missbrauchsfällen trifft.
Papst Frankziska / Die zweite Reformation
TEIL1: Sexueller Machtmissbrauch
Schutzvorschriften für Kinder, das Verbot, mit Jungen Umgang zu haben, kamen vor Jahrhunderten in Klöstern auf. Forscher lesen daraus, dass sexuelle Übergriffe die Kirche seit langer Zeit begleiten. Verbreitet ist die Position, dass diesen Übergriffen durch eine zölibatäre Lebensweise kein Vorschub geleistet wird. Allerdings könne ein verordneter Zölibat gerade für Menschen attraktiv sein, die ihre eigene Sexualität verdrängen, einem verantwortungsvollen Umgang damit ausweichen wollen.
Papst Frankziska / Die zweite Reformation
Mit dem Rücktritt der Redaktion des Frauenmagazins im Vatikan, ist einmal mehr die prekäre Stellung der Frau in der Katholischen Kirche offenbar geworden. Mit dem Rücktritt protestiert die Redaktion gegen eine männliche Bevormundung in der Berichterstattung über sexuelle Gewalt gegen Nonnen durch Geistliche, wo es sogar um Fälle „sexueller Sklaverei“ geht, wie Papst Franziskus mittlerweile bestätigte. Ein weiterer Skandal, der nur gegen größte Widerstände öffentlich gemacht werden konnte.
Papst Frankziska / Die zweite Reformation
TEIL 3: Clanstruktur der Kirche
Sogar Erzbischof Reinhard Marx klagt Vertuschung und Machtmissbrauch in seiner Kirche an, die Vernichtung von Beweismaterial, die Diskriminierung von Opfern und den Schutz von Tätern. Der Vatikan, als „kleinster Staat der Welt“, mag eine rechtliche Sonderstellung haben. Wie aber kommt es, dass die Aufarbeitung des Skandals weiterhin durch die Kirche kontrolliert wird? Und akzeptiert der Staat das Vorgehen der Kirche bloß – oder muss er es hinnehmen?
Ihre engels-Redaktion