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Unsere Tiere

POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak
 

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Intro (Link zur Langfassung)

Ein Leben ohne Tiere ist für die meisten Menschen unmöglich – sei es, dass sie ihr Leben mit ihnen teilen, sich für ihren Schutz einsetzen, etwas von ihnen auf ihrem Teller haben wollen oder sich vor ihnen in Acht nehmen müssen. Wie sich das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren grundsätzlich gestaltet, deuten diese drei gängigen Kategorien an: 1) „Haustiere“ sind ganz selbstverständlich Familienmitglieder. 2) „Wildtiere“ faszinieren den Menschen. Leider ist er auch für ihr Artensterben verantwortlich. 3) „Nutztiere“, die Produkte liefern, allen voran Fleisch, Milch, Eier, Wolle. Ist das Verhältnis der Menschheit zu den Tieren widersprüchlich? Zeichnen sich Lösungen ab, von der ökologischen Katastrophe des Artensterbens bis zur unnötigen Grausamkeit an einzelnen Tieren? Was motiviert zum eigenen Handeln, wie ernst nehmen wir den Schutz von Tieren?

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Teil 1: Des Menschen beste Freunde

Hundetrainer sind längst Fernsehstars, wird im Nachmittags-TV nicht gerade gekocht, dann werden vermutlich Hunde erzogen – bzw. ihre Besitzer. Wie wenig jemand vom Hund verstehen mag, es hindert nicht daran, sich einen anzuschaffen. Qualifikationen oder Eignungstest für Haustierhalter werden längst gefordert. Ist es überfällig, hohe Befähigungsansprüche an Tierhalter zu stellen, zum Wohl von Tieren und Menschen? Wie weit können solche Maßnahmen reichen, zumal die Öffentlichkeit viele Haustiere niemals zu sehen bekommt und Kontrollen rechtlich und praktisch höchst problematisch sind. Haustiere sind auch Statussymbol, Menschenersatz oder Lückenfüller. Sie helfen Menschen oder sind Teil von Therapien. Unzählige Haustiere führen wohl einfach gute Leben, werden aufmerksam und verantwortungsvoll umsorgt, geliebt, vermisst und betrauert.

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Teil 2: Leiden für den Menschen

Ökologische Gründe, vom massenhaften Fleisch-, Fisch- und Milchkonsum abzurücken, liegen auf der Hand, namentlich Klimawandel und Überfischung. Eine vegetarische, gar vegane, Menschheit bleibt trotzdem Utopie. Daran haben auch ethische Argumente gegen Grausamkeit an Tieren nichts geändert. Die agrarindustrielle Tierhaltung kann leicht als Kette von Grausamkeiten und Skandalen beschrieben werden, wird politisch und gesellschaftlich aber täglich neu legitimiert. Der „Markt“ sowie kulinarische Vorlieben und Gewohnheiten sind mächtig. Verbesserungen gibt es, jedenfalls auf nationaler Ebene. Das Tempo aber ähnelt einem Stillstand, zumal aus Tierschutzsicht, wo das Wohl des einzelnen Tieres hier und heute im Fokus steht. Ist der Stall der Zukunft ein Stall frei von Qualen oder gleich frei von Tieren? In welche Richtung geht die globale Politik?

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Teil 3: Das Ende der Wildnis

In hiesigen Gefilden fürchtet sich die Bevölkerung vor Spinnen, die ihnen nicht ansatzweise gefährlich werden. In Mitteleuropa durch ein Wildtier nennenswerten Schaden zu erleiden, ist allerdings eine Herausforderung. Lebensräume sind und werden zerstört, zerschnitten von einem engmaschigen Straßen- und Siedlungsnetz Gleichzeitig kommen sich Tiere und Menschen wieder näher, was riskant für beide sein kann: Siedlungen expandieren, beengen Lebensräume auch gefährlicher Arten. Wo Lebensräume schwinden, weichen Tiere in städtische Regionen aus. Füchse, Waschbären oder Wildschweine gehören zum Erscheinungsbild von Städten, wo zuvor allenfalls Tauben und Ratten gesichtet wurden. Im Zuge des Klimawandels werden Verteilungskarten neu gemischt. Der Naturzerstörung stehen kleinste wie größte Anstrengungen gegenüber, Natur zu bewahren oder wiederherzustellen. Liegt in der Drastik auch die vielzitierte Chance?

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Rumänien

Sie fressen sich durch die Wiesen, trampeln durchs Terrain und schützen dabei das Klima: Eine Herde Wisente, auch europäische Bisons genannt, hat in den Karpaten ein neues zu Hause gefunden. Zehn Tiere wurden aus dem Donaumoos im Dreieck Ingolstadt, Neuburg an der Donau und Pöttmes nach Rumänien ins Țarcu-Gebirge gebracht. Dort sollen sie sich nicht nur einen neuen Lebensraum erschließen, sondern auch auf natürliche Weise das Klima retten – oder zumindest dazu beitragen. Klingt verrückt? Nicht unbedingt. Vor mehr als 200 Jahren wurden Wisente in der rumänischen Graslandschaft ausgerottet. Das Ökosystem wurde einer über Jahrmillionen angepassten Art beraubt, riesige Mengen CO2 wurden freigesetzt. Die Rückkehr der Tiere soll nun helfen, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen.

Unsere Tiere / Geliebt, genutzt, gefährdet
Teil 5: Glosse – Wie sich die Natur schwuppdiwupp retten lässt

Sprache spiegelt unser Bild von Tieren. Das Eichhörnchen etwa existiert nur mit der Diminutivendung -chen, weil es so unbeschreiblich putzig ist. Selbst wenn es einen Meter achtzig groß wäre, würde es nicht zum Eichhorn. Präzise unterscheiden wir nach Alter und Geschlecht zwischen Gans, Ganter und Gössel. Tun wir nicht? Gössel kennen Sie nicht? Daran kann man sehen, dass Gänse heute keine große Rolle mehr in unserem Leben spielen. Gustav Gans hat halt keine eigenen Kinder, keine Gössel. Überhaupt spielen Medien heute eine größere Rolle denn je bei der Wahrnehmung und Benennung von Tieren. Mein Neffe hat mir neulich von einem Togo erzählt. Es stellte sich heraus, dass er den Eigennamen einer Kängururatte, die zu Tiktok-Ruhm gelangt ist, als Gattungsnamen benutzte. Ich kann mir gut vorstellen, dass er denkt Waschbären hießen Pedro. Man stelle sich vor, wir hätten alle Collies „Lassie“ genannt und alle West Highland White Terrier „Cäsar“!

Ihre engels-Redaktion

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